domradio.de: Die Propsteikirche ist bei Besuchern wie Gläubigen sehr beliebt. Hatten Sie damit gerechnet?
Propst Gregor Giele: Wir hatten gehofft, dass wir mit diesem zentralen Bauwerk mitten in der Stadt Aufmerksamkeit erregen, wir hätten uns aber nicht erträumen lassen, dass das Interesse so groß ist. Die Kirche ist den ganzen Tag über geöffnet und zieht auch viele Touristen an. Vor allen Dingen hat aber der Gottesdienstbesuch deutlich zugenommen. In der alten Propstei waren es pro Wochenende 800 bis 1000 Besucher. Inzwischen sind es 1300 bis 1500 Besucher in der Woche. Der Raum übt wirklich eine große Faszination auf die Menschen aus. Und die Kirche hat bereits mehrere Architekturpreise gewonnen.
Wir kommen mit Menschen in Kontakt, mit denen wir früher kaum Berührungspunkte hatten und die mit uns gemeinsam Veranstaltungen organisieren möchten. Die Gemeinde hat inzwischen auch zweimal einen "Nightfever"-Abend veranstaltet. Jugendliche Christen gingen in der Stadt mit Lichtern auf Menschen zu und luden sie zu einem Musik- und Gebetsabend in die Kirche ein. Insgesamt nahmen fast tausend Menschen die Einladung an.
domradio.de: Das heißt, das Gemeindeleben hat insgesamt einen Aufschung erlebt?
Propst Giele: Ja, wir hatten in diesen zwölf Monaten gut 20 Eheschließungen, über 60 Taufen, davon zehn Erwachsenentaufen. Die Gemeinde wird immer zahlreicher. Im nächsten Jahr werden wir wohl 5.000 Mitglieder haben. Als wir mit den ersten Planungen für die neue Kirche begannen, waren es noch 2.000. Wir sind schon jetzt die größte katholische Gemeinde im Bistum Dresden-Meißen.
domradio.de: Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Propst Giele: Weil wir selber darüber staunen, erklären wir das erst einmal mit dem reichen Segen Gottes! Wir haben keine großen Konzepte entwickelt und durchgeführt, die jetzt dieses Ergebnis erzielt hätten. Wir verstehen das wirklich als Gnade und Segen. Was uns auch auffällt ist, dass die neue Kirche in der Gemeinde eine große Freude ausgelöst hat. Und diese optimistische heitere Stimmung ist anziehend für viele Menschen. In vielen Regionen unserer Kirche gibt es ja große Sorgen: Priestermangel, Gemeinden werden zusammengelegt, etc. Das drückt auf die Stimmung. Eine optimistische Stimmung wie hier ist demgegenüber natürlich viel attraktiver für die Menschen.
domradio.de: Nun beginnt in zwei Wochen der Katholikentag in Leipzig, wie ist der Stand der Vorbereitungen?
Propst Giele: Die Aufregung steigt, wir sind nun auf der Zielgeraden, jetzt geht es noch um die letzten kleinen Details. Wir hoffen, nicht nur offene Türen sondern auch offene Herzen zu haben für die vielen tausend Gäste, die nach Leipzig kommen.
domradio.de: Die Kirche ist weit über Sachsen hinaus bekannt, und es wird mehrere Gottesdienste in der Propsteikirche geben und andere geistliche Veranstaltungen. Nicht nur in der Kirche selbst, sondern auch im modernen Gemeindezentrum kommen Gläubige aus ganz Deutschland zu Workshops, Vorträgen und Ausstellungen. Das Propstei-Café wird für alle offen sein, auch für Nicht-Katholiken. Wir wollen zeigen, wie es ist, katholisch zu sein in Leipzig.
Das Interview führte Tobias Fricke.