Mit einem Gedenkgottesdienst "in aller Einfachheit" hat die ökumenische Bruderschaft von Taizé Mitte der Woche ihres vor einem Jahr getöteten Gründers Frère Roger gedacht, zuvor wurde ihm auch das Morgengebet gewidmet. Im domradio-Interview beschreibt der Prior des Taizé-Ordens, Frère Alois, das Loch, das sein Vorgänger hinterlassen hat: "Frère Roger war bis zum Schluss wichtig für uns, er hat immer den Ton angegeben".
Zeit der Kontinuität
Alles habe sich geändert, seit seinem Tod. Frère Alois im domradio-Interview: "Frère Roger ist nicht mehr da und wir müssen das akzeptieren, obwohl er unersätzlich ist. Für uns hat eine neue Zeit begonnen. Eine Zeit der Kontinuität."
Zum Gedenkgottesdienst am Abend werden auch rund 4.000 Jugendliche aus über 60 Ländern kommen, die an einem der typischen einwöchigen Treffen in dem burgundischen Ort teilnehmen, wie die Gemeinschaft im Vorfeld ankündigte. Der 90-jährige Frère Roger, der die Gemeinschaft 1940 gegründet hatte, war während des Abendgebets in der Kirche von einer Rumänin erstochen worden.
Kontinuität nach Tod Frere Rogers
Nur Stunden nach der Ermordung Frère Rogers übernahm der aus Deutschland stammende Frère Alois das Amt des Priors. "Nach dem Tod von Frère Roger haben die Jugendlichen sehr schnell verstanden, dass es weitergeht", sagt der 52-Jährige in einem Interview in dem Buch "Taizé - Weltdorf für innere Abenteuer", das in wenigen Tagen im Freiburger Herder-Verlag erscheint. "Und unter uns Brüdern machten wir die erstaunliche Erfahrung, dass wir eins sind, dass wir uns von Gott selbst getragen fühlen, anders kann ich mir das nicht erklären." Mehrere Brüder banden sich mit den offiziellen Versprechen während des vergangenen Jahres an die Gemeinschaft. So kam an Ostern ein Ungar, Anfang August ein junger Bolivianer.
Das letzte Wort, das er am Nachmittag vor seiner Ermordung einem Mitbruder diktierte, lautete "ausweiten". Dann endete der seitdem unvollendete Satz, zu müde war der greise Mann. Den Brüdern ist dieses eine Wort ein Auftrag.
Frère Alois nahm die Kontakte auf, die sein Vorgänger pflegte. Anfang 2006 empfing ihn Papst Benedikt XVI. in Audienz. Er besuchte die orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I., in Istanbul und Alexij II. in Moskau und reiste im Februar zur Vollversammlung des Weltkirchenrats nach Brasilien. Im Herbst reist er unter anderem zu großen Taizegebeten nach London und Berlin.
Bundespräsident: Ein Kraftzentrum für Europa
Nach Angaben des deutschen Bruders Frère Wolfgang kamen während der vergangenen zwölf Monate mehr junge Leute nach Taizé als zuvor. Insgesamt seien es sicher deutlich mehr als Hunderttausend. Grund dafür seien aber nicht wachsender Tourismus oder nur ein Pilgern zum Grab Frère Rogers, sondern offensichtlich die Suche nach geistlicher Gemeinschaft, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Allein aus Deutschland schätze er den Zuwachs an Gästen auf bis zu 20 Prozent. Seit dem Tod Frère Rogers nahm die Gemeinschaft mit rund 100 Mitgliedern mehrere neue Brüder auf.
Die Rumänin, die den 90-jährigen Frère Roger beim Abendgebet in der Versöhnungskirche durch Messerstiche tödlich verwundete, sitzt nach wie vor in Dijon im Frauengefängnis in Untersuchungshaft. Mittlerweile, so heißt es in Taize, ermittelt in Rumänien eine eigene, von Frankreich eingesetzte Kommission im Umfeld der Täterin, die nach der Tat in den Medien als geistig verwirrt geschildert wurde.
Bundespräsident Horst Köhler, der 2005 an der Trauerfeier für Frère Roger teilgenommen hatte, würdigte unterdessen die Bedeutung der Gemeinschaft für viele junge Menschen. "Ich bin froh darüber, dass es Taizé gibt", schreibt er in einem kurzen Beitrag für das Buch "Taizé - Weltdorf für innere Abenteuer". Wenn die Nachrichten von Kriegen und Konflikten geprägt seien, sei es "erst recht ein Trost, dass es Taizé gibt, diesen Ort der Versöhnung und der unbeirrbaren Zuversicht."
Ein Jahr nach seinem Tod erinnerte Taizé an Frère Roger
"Er fehlt uns"
Mit einem Gedenkgottesdienst "in aller Einfachheit" hat die ökumenische Bruderschaft von Taizé Mitte der Woche ihres vor einem Jahr getöteten Gründers Frère Roger gedacht, zuvor wurde ihm auch das Morgengebet gewidmet.
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