Ein Skandal mehr, und wieder: Made in Germany. Gestern noch rieb man sich ungläubig die Augen über den Volkwagenkonzern. Hat der doch das Vertrauen seiner Kundinnen und Kunden an die Wand gefahren mit Täterinnen und Tätern und fördernden oder schweigenden Mitwisserinnen und Mitwissern bis in die Vorstandsetagen hinein. Heute die Erkenntnis: Auch der Deutsche Fußballbund steht im Abseits auf dem Spielfeld der Werte. Traurig komisch: Man traute nicht dem Spiel der Meinungen, sondern meinte, Nachhelfen zu müssen. Ein Schelm, der denkt, dass dies mehr mit der Ehre einzelner Herrschaften zu tun hat – hier muss man wirklich nur an Männer denken - , als mit der Ehre für Deutschland.
Niemand sollte sich hier zu schnell erheben und Steine werfen. Kirche und Staat, Verein oder Firma: Wo Menschen sind, sollten sie einander vertrauen können. Und müssen doch damit rechnen, dass nicht alle mit ehrlichen Bandagen spielt. Deshalb braucht es in allen Institutionen klare Regeln für den Wechsel in der Verantwortung. Dafür wurden einst Monarchien abgelöst in schmerzlichen Revolutionen. Weil wir Menschen um unsere Versuchbarkeit wissen. Weil längst nicht alle die moralische Integrität besitzen, Macht als Vollmacht und Dienst zu verstehen. Deshalb brauchen wir den Wechsel mit System: Wahlen, Wahlperioden und Satzungen, die dafür sorgen, dass die gleichen Leute nicht zu lange an den gleichen Stellen sitzen.
Sonst spielen diese sich die Bälle über die Banden zu, unterlaufen augenzwinkernd die Regeln, weil sie am Ende jene kontrollieren, von denen sie kontrolliert werden sollten. Zu oft werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die einen Missstand sehen, zum Schweigen gezwungen anstatt zur Kritik ermuntert. Die Kirche kann ein trauriges Lied davon singen, wenn die heilige Sache unheiliges Handeln gebiert. Geistliche und leitende Laienmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, die sich einnisten, nicht zum Wechsel bereit sind, führen zum inneren wie äußeren Kontrollverlust. Volkswagen, Fußball, Kirche und Politik: Wenn aus dem frohen Spiel des Lebens ein unheiliger Ernst wird, ein Geschäft zum persönlichen Vorteil, mir selbst zur Feier, verbrämt mit der pathetischen Geste, der großen Sache einen heiligen Dienst erweisen zu wollen, dann stellen sich die Akteure ins Abseits auf dem Spielfeld der Werte. Und es wäre schlimm, wenn es einst heißen muss: Made in Germany? Das ist ein deutsche Wertemärchen.
Br. Paulus Terwitte