Ein Kommentar zur Haltung der Bischöfe in der Flüchtlingsfrage

"Bischöfe wackeln nicht"

Das Thema Flüchtlinge hat die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz bestimmt. Und die Bischöfe haben ihre klare Linie erneut deutlich gemacht, meint Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur von domradio.de.

domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen (DR)
domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / ( DR )

Eigentlich gab es bei dieser Bischofskonferenz nur ein Thema: Flüchtlinge! Klingt schwierig und kompliziert, aber manchmal kann das Leben so einfach sein. Da wird Land auf und Land ab über den richtigen Umgang im christlichen Abendland mit Flüchtlingen diskutiert, natürlich auch auf der Frühjahrsvollversammlung – und dann kommt der große alte Kardinal Lehmann und erklärt allen noch mal die Welt. Seine Predigt kam schriftlich, weil der langjährige Alt-Vorsitzende krank herniederlag – aber sie beeindruckte umso mehr. Lehmann verwies zunächst auf die Kulturgeschichte, die zeige, dass "der Fremde, der vom Aussehen über die Gewohnheiten bis zur Sprache unverständlich ist und manchmal abschreckt, für die, die ihm begegnen, zum Fürchten [ist]. So wird der Fremde sehr leicht auch zum Feind." Da sei es fast selbstverständlich und äußerst wirksam, "wenn Hass geschürt wird und die Triebe durchbrennen!"

Dann aber las der altgediente Kardinal noch einmal allen deutlich die Leviten – seinen Mitbrüdern, vor allem aber allen Christen Europas: Die Beheimatung von Flüchtlingen gehöre trotz der zuvor genannten verständlichen Unsicherheiten zum Fundament des Christentums und finde sich schon im Alten Testament. Dieses uralte jüdisch-christliche Erbe könne und dürfe man nicht aufgeben. Es sei geradezu selbstzerstörerisch, wenn man sich von diesen biblischen Grundgeboten verabschiede.

Und weil diese Botschaft schon vor fast 3000 Jahren so einfach und unmissverständlich im Buch Leviticus, dem dritten Buch Mose, festgeschrieben wurde, darf man sie an dieser Stelle ruhig noch einmal zitieren:

"Wenn bei Dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott." (Lev. 19,33-34)

So einfach ist das – auch wenn es bisweilen nicht immer so einfach zu leben ist. Die im Kloster Schöntal versammelten katholischen Bischöfe stehen geschlossen wie selten hinter diesem Wort Gottes. Ob es ihnen gelingt, diese Botschaft in die weite Welt zu tragen, wird sich zeigen.


Quelle:
DR