Früherer Augsburger Bischof Dammertz gestorben

Ein Mann des Ausgleichs

"Für Euch - mit Euch" lautete der Wahlspruch des früheren Augsburger Bischofs Viktor Josef Dammertz. Der Benediktiner galt als ein Mann, der zusammenführte. Nun ist er mit 90 Jahren in Sankt Ottilien gestorben.

Autor/in:
Barbara Just
Symbolbild Trauer / © Antonova Ganna (shutterstock)

Als der frühere katholische Bischof von Augsburg, Viktor Josef Dammertz, im Juni 2019 seinen 90. Geburtstag feiern konnte, ging es ihm "altersentsprechend" gut. Er sei positiv gestimmt, geistig sehr rege und vertiefe sich regelmäßig in einen "Riesenstapel" Bücher, war damals aus der Erzabtei Sankt Ottilien zu hören. Dorthin war der Benediktiner zuletzt zurückgekehrt, um den Lebensabend bei seinen Mitbrüdern zu verbringen. Bisweilen sah man ihn sogar mit dem Elektroroller auf dem Gelände herumfahren. Am Montagmorgen kam nun die Nachricht, dass Dammertz in der Nacht zuvor gestorben ist.

"Abschiednehmen tut immer etwas weh", sagte Dammertz 2004, als das Ende seiner Amtszeit als Bischof von Augsburg nahte. Wieder einmal ließ er ein Stück von dem zurück, was zuvor zwölf Jahre sein Leben gewesen war. Seine Ernennung an Heiligabend 1992 hatte wie ein Weihnachtsgeschenk für Überraschung gesorgt. Als Nachfolger von Josef Stimpfle wurde ihm die nicht leichte Aufgabe zuteil, als Mann des Ausgleichs zwischen den vielen dort ansässigen religiösen Gruppierungen zu wirken. Mit seiner Strategie des "geordneten Zulassens" gelang es ihm, linke und rechte Strömungen einzubinden.

Leute auf die Mitte zuführen

"Ein Schiff läuft dann geradeaus, wenn es eine Zugrichtung nach links und rechts gibt", lautete sein Motto. In dem Rahmen dazwischen müsse eine Vielfalt Platz haben. Dabei war Dammertz wichtig, dass sich die verschiedenen Gruppen gegenseitig nicht verteufeln, wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) einmal sagte. So entschied er aber auch, dass der umstrittene Orden "Servi Jesu et Mariae" (Diener Jesu und Mariens), der die Katholischen Pfadfinder Europas (KPE) betreut, sich nicht im Bistum niederlassen durfte. KPE-Gruppen erlaubte Dammertz dennoch; allerdings mit der Auflage, dass deren Landeskurat ihm regelmäßig Bericht zu erstatten hatte.

Die Leute auf die Mitte zuzuführen und ihnen Grenzen aufzuzeigen, das wollte der Oberhirte. Zudem war er überzeugt, dass in jeder Vielfalt auch ein Reichtum stecke, der für die Pastoral genutzt werden sollte. Seinen Einsatz für die Einheit unter den Gruppen und Strömungen würdigte nun auch der ernannte Bischof von Augsburg, Bertram Meier.

Dammertz sei ein Mann der eher leisen Töne gewesen, "aber durchaus auch entschlossen, den Weg der radikalen Mitte zu gehen". Er hätte sich noch gefreut, ihm bei der demnächst anstehenden Bischofsweihe bald die Hände auflegen zu dürfen, erzählte Meier. Nun sei es anders gekommen, "und er feiert aus noch besserer Perspektive" mit.

Immer in Verbindung mit Erzabtei

Dammertz stammte vom Niederrhein. Der Kaufmannssohn studierte Philosophie und Theologie in Münster, Innsbruck und Rom und promovierte 1957 am Kanonistischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München. Vier Jahre zuvor war er in den Orden der Missionsbenediktiner in Sankt Ottilien eingetreten. Dort wählten sie ihn 1975 zum Abt. Schon zwei Jahre später folgte die Wahl zum Abtprimas der weltweiten Benediktinischen Konföderation mit Sitz in Rom. Dieses Amt hatte Dammertz bis 1992 inne, bis der Ruf auf den Augsburger Bischofsstuhl erfolgte.

Dass in der Deutschen Bischofskonferenz auch immer wieder Ordensmänner vertreten sein sollten, hielt der Kirchenmann für sinnvoll. Denn sie könnten die Anliegen der Ordensgemeinschaften und deren jeweilige Spiritualität einbringen. "Wenn vom Geist der Ordensstifter etwas in die Beratungen einfließen würde, kann das nicht schaden", so seine Ansicht. Nach seiner Emeritierung lebte Dammertz erst im Kloster der Benediktinerinnen von Sankt Alban am Ammersee. Zuletzt dann wieder in Ottilien. Der Erzabtei war er, egal wo er gerade seine Pflicht erfüllte, immer verbunden. In der Tasche seines Habits trug er stets griffbereit den Schlüssel für sein Zimmer im dortigen Kloster. Bleibt zu hoffen, dass er auch für die Pforte im Himmel den richtigen Schlüssel griffbereit haben möge.


Trauer um Bischof em. Viktor Josef Dammertz / © Wolfgang Radtke (KNA)
Trauer um Bischof em. Viktor Josef Dammertz / © Wolfgang Radtke ( KNA )
Quelle:
KNA