Die Wahl Warnocks könne die Bildung zivilgesellschaftlicher Bündnisse gegen Rassismus und für soziale Gerechtigkeit befördern, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Erfurt. "Vielleicht ist das ein Impuls für Kirchen über die USA hinaus", fügte der Professor für Systematische Theologie am Martin-Luther-Institut der Universität Erfurt hinzu.
Nachfolger von Martin Luther King
Warnock predigte seit 2005 als Hauptpastor an der Ebenezer Baptist Church in Atlanta. Er war damit Nach-Nachfolger von Martin Luther King Sr. sowie von dessen Sohn, der von 1960 bis zu seiner Ermordung 1968 als "Co-Pastor" in der Kirche wirkte. Bei den Senatsnachwahlen am 5. Januar setzte sich Warnock gegen die bis dahin republikanische Amtsinhaberin und Trump-Unterstützerin Kelly Loeffler mit 50,8 Prozent der Stimmen durch. Nach der Senatswahl in Georgia haben die Demokraten nun auch die Mehrheit im US-Senat.
Haspel sprach von einem "historischen Ereignis". Es zeige, dass sich die gesellschaftliche Situation im Süden der USA ändere. Die Wahl des in der engen Tradition der Kings stehenden Warnocks sei "ein großartiges Symbol für den Kampf gegen Rassismus und Weiße Vorherrschaft", sagte der Martin-Luther-King-Experte.
Der Vorgang zeige, wie sich progressive afroamerikanische Kirchen und Christen in demokratische und zivilgesellschaftliche Prozesse begeben und vernetzen, um für soziale Gerechtigkeit vor allem für die Benachteiligten einzutreten. "Sie tun dies übrigens nicht nur durch kluge Forderungen, sondern durch konkretes Engagement in den Gemeinden."
Kirchen als Rückgrat der Bürgerrechtsbewegung
In der Bürgerrechtsbewegung im Süden seien die Schwarzen Kirchen zunächst das Rückgrat der Bewegung gewesen, sagte Haspel. Heute gehörten sie zu einem Netzwerk. Warnocks Wahl könnte diese Entwicklung noch stärken, sagte Haspel, der sich seit langem mit der Theologie Martin Luther King, Jr. und der Rolle der Kirchen in der Bürgerrechtsbewegung beschäftigt.
Dass es so lange bis zur Wahl eines Schwarzen und Demokraten aus einem der Südstaaten in den US-Senat gedauert habe, liege daran, dass Rassismus und die Vorstellung einer Vorherrschaft der Weißen zur "politischen DNA der USA" gehörten. Politische und demografische Prozesse wirkten jetzt zusammen.