DOMRADIO.DE: Die Leiterinnen und Leiter der Freizeiten sind oftmals selbst noch Jugendliche oder junge Erwachsene. Die sollen jetzt in dieser schwierigen Lage Entscheidungen treffen. Gibt es da Hilfen von Ihnen?
Lisi Maier (BDKJ-Bundesvorsitzende): Ja, das ist richtig. Unsere Jugendleiterinnen und Jugendleiter vor Ort müssen sich jetzt grade ganz unterschiedlich mit den Situationen auseinandersetzen. Das Schwierigste sind die 16 Bundesländer mit 16 rechtlichen Bestimmungen, die ganz unterschiedlich sind, was jetzt schon möglich ist, was auch vielleicht in den kommenden Monaten möglich sein wird. Und man merkt natürlich auch einen Unterschied zwischen NRW, wo schon in sechs Wochen die Sommerferien beginnen und Bayern, die sich noch ein bisschen Zeit lassen, zu überlegen. Oder Baden-Württemberg, weil dann doch noch einige Wochen hin sind, bis überhaupt der erste Tag der Sommerferien stattfindet.
Und dennoch ist es schon so, dass unsere Jugendleiterinnen und Jugendleiter natürlich auch gerade Unterstützung brauchen, um eine gute Entscheidungsfindung treffen zu können. Die können meistens nur die Leute vor Ort treffen, weil viele Maßnahmen einfach zu unterschiedlich sind und die Gruppen ganz unterschiedliche Ideen verwirklichen und umsetzen, was sie in den Sommerferien machen wollen. Ob sie es mit oder ohne Übernachtungen machen wollen. Ob sie geplant hatten, ins Ausland zu fahren, im Inland zu bleiben, im gleichen Bundesland oder vielleicht sogar nur im nächsten Dorf zu zelten. Das kann ganz unterschiedlich sein, wie dann die Entscheidung ausfällt.
Unsere Diözesanverbände und die Landesstrukturen über die Landesjugendringe haben da teilweise auch schon FAQs herausgegeben udn Informationen, was man beachten sollte und was wichtig ist, irgendwie im Blick zu behalten. Da gibt es auch ein Informationsblatt von der BAG Katholisches Jugendreisen. Und dennoch können es nur Hinweise sein, weil die Entscheidung muss im Endeffekt die Gruppe vor Ort treffen, weil die Maßnahmen, die man geplant hat, einfach sehr unterschiedlich sind.
DOMRADIO.DE: Zu den Hinweisen gehört sicher auch, dass gewisse Hygienemaßnahmen zu beachten sind. Bei Kinder- und Jugendfreizeiten ist das schon nicht ganz so einfach, oder?
Maier: Es gibt natürlich gewisse Schwierigkeiten dabei. Dennoch weiß ich, dass ganz viele sich jetzt auch die Frage stellen, wie bestimmte Hygienemaßnahmen umgesetzt werden können. Das ist sicherlich in Jugendbildungsstätten einfacher als in Zeltlagerstrukturen. Dennoch kann man sich nochmal überlegen, wie auch dort Möglichkeiten bestehen, so etwas gegebenenfalls kreativ umzusetzen. Für uns ist grundsätzlich immer wichtig, dass die JugendleiterInnen das in einem guten Austausch mit den Kindern und Jugendlichen machen. Denn nur, wenn die sich sicher fühlen, gemeinsame Maßnahmen auch entsprechend durchzuführen, egal ob mit oder ohne Übernachtung, kann es gut werden. Und ich glaube, dass es auch wichtig ist, mit den Eltern die Gespräche zu führen. Und das machen die Leiterinnen und Leiter natürlich auch. Denn es können Risikogruppen dabei sein. Das müssen wir auf dem Schirm haben, bevor man in der Gruppe bestimmte Entscheidungen trifft, wie man den Sommer gemeinsam gestaltet.
Ich glaube aber trotzdem, Angebote für Kinder und Jugendliche zu machen, ist auch verantwortungsvolles Handeln. Sicherlich gibt es einige, die sagen, das machen wir nur digital. Aber es werden auch viele sein, die verschiedene Angebote machen, tageweise oder vielleicht doch ein paar Tage gemeinsam unterwegs zu sein. Wenn Kapazitäten im sportlichen Kontext da sind, dann stellt sich bei mir schon die Frage, ob nicht auch Freizeitmaßnahmen für Kinder und Jugendliche möglich sein müssen.
DOMRADIO.DE: Die Bundesliga ist jetzt wieder losgegangen. Da wird getestet. Man könnte ja auch wichtigen Kinder- und Jugendverbänden diese Tests zur Verfügung stellen, oder?
Maier: Wir wissen, dass viele Kinder und Jugendliche auch unter Kinderschutzaspekten gerade in schwierigen Situationen leben. Da wäre es wichtig, dass sie die Möglichkeiten haben, außerhalb ihres Elternhauses oder ihrer Struktur, wo sie aufwachsen oder wohnen, herauszukommen und andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu haben, auch außerhalb der schulischen Bildung. Kinder und Jugendliche stehen auch vor großen Herausforderungen in dieser Krisenzeit, weil vieles wegbricht, was ihr normales Leben ausmacht. Und junge Menschen haben natürlich auch ein Recht auf eine Gegenwart, auf eine entsprechende Bildung und nicht nur auf das Warten für eine Zukunft nach Corona.