26. Februar: Die Deutsche Bischofskonferenz gibt erste Hinweise zur Vermeidung von Ansteckungen mit dem Coronavirus in Kirchen. Empfohlen werden etwa der Verzicht auf Mundkommunion und Zurückhaltung bei der Nutzung von Weihwasserbecken.
16. März: Das Verbot von Zusammenkünften in Kirchen, Moscheen und Synagogen ist Bestandteil von Leitlinien, auf die sich Bund und Länder einigen. Bereits am Wochenende zuvor hatte es in den meisten Bistümern und Landeskirchen keine Gottesdienste mehr gegeben.
19. März: Bistümer und Hilfsorganisationen beginnen damit, Freiwilligendienstleistende aus dem Ausland zurückzuholen.
22. März: Beginn des Kontaktverbots: Öffentlich dürfen sich nicht mehr als zwei Personen treffen, die nicht zum selben Haushalt gehören, Ausnahmen gibt es am Arbeitsplatz. Alle Bundesländer bis auf NRW verbieten öffentliche Gottesdienste; die NRW-Landesregierung setzt auf Absprachen mit den Religionsgemeinschaften, die dann auch von sich aus auf die Zusammenkünfte verzichten.
1. April: Jesuitenpater Klaus Mertes wendet sich in der "Zeit" gegen die herrschende Schutzlogik und das strikte Verbot von Besuchen in Altenheimen. "Es ist ein fundamentales Recht jedes Menschen, in der Not Beistand zu bekommen, selbst wenn sich für ihn ein Infektionsrisiko ergibt."
11. April: Das Bundesverfassungsgericht stellt fest, dass Gottesdienstverbote einen schweren Eingriff in das Grundrecht der Religionsfreiheit darstellen. Sie müssen befristet sein und ständig auf ihre Verhältnismäßigkeit überprüft werden. Am 29. April betont das höchste deutsche Gericht in einem weiteren Urteil, Gottesdienste müssten im Einzelfall erlaubt und dürften nicht pauschal verboten werden, wenn hohe Sicherheitsanforderungen erfüllt würden.
12. April: In der Karwoche und an den Ostertagen fallen alle öffentlichen Gottesdienste in Deutschland aus. Viele Kirchen bleiben geschlossen. Es gibt daran teilweise heftige Kritik; die Kirchenleitungen hätten sich vorschnell dem Druck des Staates gebeugt. Stattdessen bieten die großen Kirchen, die Bistümer und viele Gemeinden im Internet gestreamte Gottesdienste an. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sprechen angesichts der Krise gemeinsam das "Wort zum Sonntag" in der ARD.
15. April: Bischof Bätzing bekundet öffentlich seine Enttäuschung darüber, dass Bund und Länder das Verbot von öffentlichen Gottesdiensten aller Religionsgemeinschaften trotz erster Lockerungsmaßnahmen in anderen Bereichen verlängern wollen.
17. April: Die Deutsche Bischofskonferenz präsentiert dem Bundesinnenministerium Vorschläge, unter welchen Voraussetzungen die Wiederzulassung von religiösen Zusammenkünften möglich sein könnten. Am 24. April werden Empfehlungen zur Feier der Liturgie in Zeiten der Corona-Krise veröffentlicht.
18. April: Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, erklärt, Gotteshäuser seien systemrelevant, denn hier hätten die Menschen die Möglichkeit, ihre Ängste zu verarbeiten.
21. April: Sachsen erlaubt als erstes Bundesland wieder öffentliche Gottesdienste - unter strengen Auflagen, mit maximal 15 Teilnehmern.
27. April: Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz tagt erstmals im Rahmen einer Videokonferenz.
30. April: Gottesdienste und Gebetsversammlungen können unter strengen Auflagen wieder stattfinden. Darauf einigen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten. Voraussetzung soll die Einhaltung besonderer Anforderungen des Infektionsschutzes sein.
1.-3. Mai: Am 1. Mai eröffnet Bischof Bätzing die Pilgersaison im Marienwallfahrtsort Kevelaer. Am ersten Mai-Wochenende feiern die Kirchen wieder vermehrt öffentliche Gottesdienste. So leitet Kardinal Rainer Maria Woelki die erste Messe mit Gemeinde im Kölner Dom.
8. Mai: Eine konservative Gruppe von Bischöfen um Erzbischof Carlo Maria Vigano und Kardinal Gerhard Ludwig Müller legt ein Papier zu Corona vor, das Verschwörungsmythen enthält. Das Papier erntet breite Kritik. In einem ungewöhnlichen Akt distanziert sich auch die Deutsche Bischofskonferenz.
9. Mai: Nach einem Corona-Ausbruch in einem Schlachthof in Coesfeld im Münsterland demonstriert Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich vor dem Werkstor für menschenwürdige Arbeitsbedingungen der betroffenen Arbeiter. Mehrere Corona-Ausbrüche in Schlachtbetrieben folgen. Schließlich bringt die Politik Gesetzverschärfungen für die Fleischindustrie und im Arbeitsrecht auf den Weg.
10. Mai: Am Muttertag endet in mehreren Bundesländern das strikte Besuchsverbot für Alten- und Pflegeheime.
18. Mai: Die ehemalige Ministerpräsidentin von Thüringen, Christine Lieberknecht (CDU), wirft den Kirchen Versagen in der Corona-Krise vor. "Die Kirche hat in dieser Zeit Hunderttausende Menschen allein gelassen. Kranke, Einsame, Alte, Sterbende", sagt sie.
7. Juli: Bei religiösen Gemeinschaften und im Zusammenhang mit Gottesdiensten kommt es mehrfach zu größeren Corona-Ausbrüchen. So infizieren sich mehrere Mitglieder einer freikirchlichen Gemeinde in Euskirchen mit dem Virus. Eine Woche zuvor wurden dort zwölf Angehörige einer Familie, die zur Mennoniten-Brüdergemeinde gehören, positiv getestet.
20. Juli: Die Kirchensteuereinnahmen der katholischen Kirche in Deutschland haben laut neuer Statistik 2019 eine Rekordsumme von 6,76 Milliarden Euro erreicht. Katholiken und Protestanten rechnen für das laufende Jahr aber mit starken Einbrüchen aufgrund der durch die Corona-Pandemie verursachten Wirtschaftskrise.
23. Juli: Das Entwicklungshilfswerk Misereor schlägt erneut Alarm wegen der Corona-Folgen für Afrika, Asien und Lateinamerika.
4. September: Wegen der Corona-Pandemie geht der Reformdialog Synodaler Weg nicht mit der geplanten Vollversammlung weiter, sondern mit fünf Regionentreffen.
6. September: Die Bischofskonferenz ruft gemeinsam mit Hilfswerken und Orden zur Solidarität mit Corona-Betroffenen in aller Welt auf. Am "Weltkirchlichen Sonntag des Gebets und der Solidarität" wird auch um Spenden für Hilfsprojekte weltweit gebeten. Zugleich besteht die Sorge, dass Spenden für die Hilfswerke einbrechen, weil die Kampagnen der Hilfswerke nicht wie geplant durchgeführt werden können und Gottesdienste ausfallen.
18. September: Gottesdienste im Freien, adventliche Besuche bei einer Krippenlandschaft, Briefe als Hoffnungszeichen - solche Ideen sammelt das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken. Die Initiative "Sternstunden der Menschlichkeit" soll Anregungen geben, wie Weihnachten in Zeiten von Corona gefeiert werden kann.
14. Oktober: Bund und Länder einigen sich auf neue Corona-Maßnahmen. Weist eine Region eine 7-Tages-Inzidenz über 50 auf, sollen Einschränkungen gelten. Immer mehr Weihnachtsmärkte werden abgesagt. Mit Blick auf Kirchen gibt es aber in den Bundesländern unterschiedliche Regelungen. In Baden-Württemberg gilt für religiöse Veranstaltungen im Freien eine Begrenzung auf 500 und bei Beerdigungen auf 100 Personen. Kontaktdaten der Teilnehmer müssen erfasst werden. In Hessen gilt eine Maskenpflicht in Kirchen, wenn vor Ort der Wert der Neuinfektionen innerhalb einer Woche 50 pro 100.000 Einwohner übersteigt. In Teilen Nordrhein-Westfalens müssen Kirchgänger ab einer Inzidenz von 35 eine Maske während des Gottesdienstes tragen.
2. November: Wegen stark steigender Erkrankungszahlen beginnt ein neuer Teil-Lockdown. Für öffentliche Gottesdienste gibt es keine neuen Regelungen.
25. November: Bund und Länder beschließen, den Teil-Lockdown zu verlängern und zu verschärfen. Auch gibt es Empfehlungen zur Reduzierung der Kontakte an Weihnachten und Silvester.
16. Dezember: Die verschärfte Corona-Situation in Sachsen führt zu einer neuen Debatte über die Triage - also über die Entscheidung, wem die Mediziner zuerst helfen, wenn die Ressourcen knapp werden.
17. Dezember: Das Präsidium des Ökumenischen Kirchentags entscheidet sich gegen eine Absage des Christentreffens, das im Mai in Frankfurt stattfinden soll. Das Konzept wird aber grundlegend verändert: Der ÖKT soll nun um einen Tag gekürzt, weitgehend digital und ohne Besucher vor Ort stattfinden.
23. Dezember: Ärzte-Verbände appellieren an Bund und Länder, Präsenzgottesdienste an Weihnachten zu verbieten. Auch in Teilen der Politik hatte es zuvor eine Debatte über vermeintliche Sonderrechte für Kirchen gegeben. Die Kirchen verwiesen auf das Grundrecht der Religionsfreiheit und strenge Hygiene-Maßnahmen.
24. Dezember: Premiere am Heiligen Abend: Erstmals in der Fernsehgeschichte wenden sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm direkt nach der Tagesschau in der ARD mit einem Wort zur Corona-Krise an die Bevölkerung. Bedford-Strohm feiert mit dem Münchner Kardinal Reinhard Marx in München einen ökumenischen Weihnachtsgottesdienst.
25. Dezember: Bundesweit gab es seit Dezember bei den Kirchen Debatten darüber, ob öffentliche Gottesdienste verantwortbar seien. Einige evangelische Landeskirchen sagen frühzeitig ab, auch katholische Gemeinden entscheiden sich mancherorts dagegen. In vielen Städten und Gemeinden setzen die Verantwortlichen auf einen Mittelweg: Vor Ort nimmt nur eine begrenzte Zahl von Menschen teil; zugleich werden Messen und andere Gottesdienst-Formen im Internet übertragen. Die öffentlich-rechtlichen Sender übertragen an den Weihnachtstagen deutlich mehr Gottesdienste als in früheren Jahren.
5. Januar 2021: Der zweite Lockdown wird bis Ende Januar verlängert. Kanzlerin Merkel und die Länderchefs verschärfen die Corona-Maßnahmen zudem. Die wichtigsten Maßnahmen sind eingeschränkte Bewegungsfreiheit für Bewohner von Hot Spots und die Verlängerung des Lockdowns. Grundsätzlich erlauben alle 16 Bundesländer Gottesdienste weiterhin - unter entsprechenden Auflagen wie Abstand halten und Maske tragen.
6. Januar: Die Sternsingeraktion kann bundesweit nur eingeschränkt stattfinden. Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sagen die traditionellen Hausbesuche der Kinder und Jugendlichen ab. Die Aktion findet stattdessen "kontaktlos und kreativ" statt - teils kommt der Segensgruß per Brief oder per virtuellem Hausbesuch. Auch Bundespräsident und Kanzlerin erhalten wegen der Corona-Krise keinen Besuch; sie schickten Videobotschaften.
11. Januar: Das Erzbistum Berlin, das sich über das besonders betroffene Land Brandenburg sowie die Bundeshauptstadt und Vorpommern erstreckt, sagt alle öffentlichen Gottesdienste in Kreisen und Städten ab, die eine Sieben-Tage-Inzidenz über 200 haben.
14. Januar 2021: Am Weihnachtsfest haben nach einer Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nur 4,8 Prozent der Bevölkerung einen Gottesdienst in einer Kirche oder im Freien besucht. Alternativen wie Gottesdienste im Fernsehen, Radio, online oder im Familienkreis seien von 9,9 Prozent der Befragten wahrgenommen worden, teilte das Institut mit. Insgesamt nahmen demnach 11,4 Prozent der Bevölkerung in irgendeiner Form an einem Weihnachtsgottesdienst teil.