Ein Satz. Drei Geschichten zum Muttertag

Ich habe zwei Mamas

Unser Großer war vielleicht zwei, drei Jahre alt: " Mama. Ich habe doch zwei Mamas."

Muttertag (dpa)
Muttertag / ( dpa )

Ich war wie vom Donner gerührt. Hatte ich was verpasst? Ich beugte mich zu meinem Söhnchen, sah ihm fest in die Augen und fragte:  "Wie meinst Du das denn?"  "Na. Ich habe eine PapaMama und eine MamaMama."

Ich war gerührt über mein Wortkreatives Kind.

Mein Mann und ich haben uns die Erwerbsarbeit und die Betreuung des Kindes geteilt, wenn einer von uns zur Arbeit fuhr, hat der andere für Essen, spielen, schlafen und die Schutzimpfung gesorgt.

Die Funktion Mama, die Person, die sich um das Kind kümmert, hatten wir also zwei Mal vergeben: an Papa und Mama. Das Kind hat daraus gefolgert: "Was eine Mama macht, macht bei mir Mama. Und Papa. Also habe ich zwei Mamas. Eine PapaMama und eine MamaMama."

"Ich habe zwei Mamas", habe ich viele Jahre später noch mal gehört. Von der Rückbank. Der Jüngere war gerade in die Schule gekommen. Ich hatte ihn und seine kleine Freundin vom Schulbus abgeholt. "Wer war denn die Frau heute Morgen die dich zum Schulbus gebracht hat",  fragt Söhnchen Nr. 2 die Freundin. "Meine Mama." "Nein, deine Mama kenne ich.  Die sieht anders aus." Das war meine andere Mama. Ich habe zwei Mamas" antwortet die kleine Freundin, die bei einem Frauenpaar groß wird.

"Ach so. Dann hast Du auch zwei Papas, " sagt Söhnchen. Der unser Pflegesöhnchen ist. Mit zwei Mamas und zwei Papas kennt er sich aus.

"Nein. Ich habe zwei Mamas. Aber keinen Papa".  "Versteh ich nicht. Ich habe auch zwei Mamas. Und zwei Papas. Wieso hast Du das nicht?". "Weiß ich nicht. Ich habe eben nur zwei Mamas."

Alles ist gesagt. Die Kinder auf der Rückbank wenden sich anderen Dingen zu. 

Meine Gedanken ziehen. Schon immer haben Kinder Pflegefamilien gebraucht. Aber dass Papas Mamafunktionen übernehmen oder aus einer Liebe zwischen zwei Frauen eine Familie wird - das sind neue Entwicklungen.

Keine schlechten: Kindern können nicht ,von wem auch immer, zu viel mütterliche Fürsorge bekommen.


Gesellschaftliche Wertschätzung statt Pralinen (dpa)
Gesellschaftliche Wertschätzung statt Pralinen / ( dpa )