1988: Der Film "Die letzte Versuchung Christi" von Martin Scorsese löst vor allem wegen einer Liebesszene Jesu mit Maria Magdalena Proteste aus.
1994: Nach zahlreichen Beschwerden rügt der Deutsche Werberat eine Jeans-Reklame der Kaiserslauterer Firma Otto Kern. In einer Nachstellung des Abendmahl-Gemäldes von Leonardo da Vinci zeigt die Werbung einen Jesus, der von zwölf jeweils nur mit einer Jeans bekleideten Frauen umringt ist.
1995: Die Deutsche Bischofskonferenz erstattet wegen mehrerer Satiren Anzeige gegen den damaligen "Titanic"-Chefredakteur Oliver Schmitt. Auf ihrem Titelbild hatte das Magazin den Gekreuzigten als Halter einer Toilettenpapier-Rolle abgebildet. Dazu wird in einer Schlagzeile gefragt: "Spielt Jesus noch eine Rolle?". Die Klage wurde abgewiesen.
1996: Mehrere katholische Bischöfe protestieren gegen die TV-Sendung "Dienstag das starke Stück der Woche" des Hessischen Rundfunks. Darin sei die katholische Weltkirche praktisch als Verbrechersyndikat dargestellt worden. Die Sendung beschäftigte sich unter dem Titel "Wotan gegen Wojtyla" unter anderem mit der Finanzpraxis der katholischen Kirche und neuem Heidentum.
1996: Die Verwendung des Begriffs "Latten-Gustl" für den gekreuzigten Jesus bleibt für den bayerischen Jungsozialisten Florian Pronold ohne strafrechtliche Folgen. Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht München I stellt das Ermittlungsverfahren ein, da die Aussage nicht den öffentlichen Frieden störe.
1997: Wegen eines satirischen Textes über die Darstellung des Papstes spricht der Beschwerdeausschuss des Deutschen Presserates gegen die Tageszeitung "taz" eine öffentliche Rüge aus. Die Zeitung hatte unter dem Verfasserpseudonym "Ali Agca" und der Überschrift
"Tötungsmethode: Kugel ins Zwölffingergedärm" in Strophen und Reimen zehn Methoden beschrieben, einen Papst umzubringen.
1997: Die Punk-Band "Wizo" vertreibt im Internet T-Shirts, die ein ans Kreuz geheftetes Schwein zeigen. Die katholische Kirche in Bayern sammelt 100.000 Unterschriften unter anderem gegen diese Darstellung. Das Oberlandesgericht Nürnberg entscheidet 1998, dass die Darstellung das religiöse Empfinden gläubiger Christen verletzen könne und daher strafbar sei.
1999: Ein vom Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba angestrengtes Verfahren wegen schwerer Beleidigung gegen "Titanic" wird nach acht Jahren vor dem Frankfurter Landgericht eingestellt. In der "Titanic"-Ausgabe vom Dezember 1991 war der Erzbischof unter anderem als "Kinderschänder" bezeichnet worden.
2000: Katholische und evangelische Kirche kritisieren ein Faschingsplakat der Fachhochschule Merseburg als blasphemisch. Unter dem Titel "Bibelfasching 2000 - Wir nageln, was das Kreuz hält" ist darauf ein an ein Kreuz genageltes Paar beim Geschlechtsverkehr abgebildet.
2000: Die deutschen Bischöfe protestieren gegen das Theaterstück "Corpus Christi" des amerikanischen Autors Terence McNally. Es stelle eine öffentliche Missachtung und Verspottung Jesu Christi dar. In dem Theaterstück werden Jesus und seine Jünger als eine homosexuelle Männergruppe dargestellt, die Gottesmutter Maria als Hure.
2002: Der Bundestag lehnt mit der Mehrheit von SPD, Bündnisgrünen und PDS eine von der Union angestrebte Verschärfung des sogenannten Blasphemie-Paragrafen 166 StGB ab.
2002: Die umstrittenen Jesus-Cartoons des österreichischen Karikaturisten Gerhard Haderer werden in Kassel gezeigt. Auf ihnen ist Jesus unter anderem als liebevoller Weihrauchkiffer oder als gut gelaunter Surfer auf dem See Genezareth zu sehen. Die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verzichten auf offizielle Proteste.
2006: Der Fernsehsender MTV plant die Ausstrahlung der britischen Zeichentrick-Satire "Popetown". Sie zeigt einen manischen Papst, der auf einem Springstock durch den Vatikan hüpft und von einer mediengierigen Ordensfrau, einem trotteligen Bürochef sowie einer Gruppe hinterhältiger und korrupter Kardinäle umgeben ist. Kirchen, Vertreter nichtchristlicher Religionen und Politiker protestieren.
2010: Der Deutsche Presserat weist im Mai Beschwerden über eine Kirchen-Karikatur in der "Titanic" als unbegründet zurück. Das Satire-Magazin hatte in der Aprilausgabe den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche aufgegriffen und auf dem Titelbild einen Priester gezeigt, dessen Gesicht sich dem Genitalbereich des gekreuzigten Jesus zuwendet. Bereits im April hatte die Staatsanwaltschaft Frankfurt die Einleitung eines Strafverfahrens gegen "Titanic" abgelehnt, nachdem insgesamt 18 Strafanzeigen eingegangen waren.
2012: Der Vatikan zieht eine Klage gegen das Satiremagazin "Titanic" zurück. Stein des Anstoßes war das Titelbild der Juli-Ausgabe von "Titanic". Das Cover zeigte Papst Benedikt XVI. mit einem großen gelben und einem braunen Fleck auf der Soutane. Auf dem Titel hieß es in Anspielung auf den Skandal um den Verrat von internen Vatikan-Dokumenten: "Halleluja im Vatikan - Die undichte Stelle ist gefunden!". Der Papst persönlich hatte eine einstweilige Verfügung erwirkt, weil er sich durch die Abbildungen in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlte. Er hatte damit weltweite Aufmerksamkeit erreicht.
Eine Chronologie
Satire - Werbung - Gotteslästerung
Der Vatikan hat am Donnerstag seine Klage gegen Papstdarstellungen des Satiremagazins "Titanic" zurückgezogen. Der Streit um Titelbild und Rückseite der Titanic-Ausgabe vom Juli reiht sich ein in jahrelange Auseinandersetzungen um den Schutz christlicher Symbole und Glaubensüberzeugungen. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt einige herausragende Anlässe.
Share on