Eine "Emoji-Bibel" sorgt im Internet für Furore

In der Kürze liegt die Würze

Die Bibel liegt in allen möglichen Formaten und Übersetzungen vor. Nun gibt es das Buch der Bücher auch als Variante mit Smileys, Herzen, Engeln und Sternchen - den sogannten Emojis.

Autor/in:
Thomas Spang
Emojis ersetzen die Sprache  / © Matthias Balk (dpa)
Emojis ersetzen die Sprache / © Matthias Balk ( dpa )

Am Anfang war das Wort. Kurz nach der Wende des zweiten Jahrtausends kam das Emoji. So heißen die bunten Symbole, die in SMS-Kurznachrichten, WhatsApp-Botschaften und auf Twitter die Kommunikation verdichtet haben. Seitdem erfreuen sich die Smileys, Herzen, Engel und Sternchen größter Beliebtheit. Nicht nur bei der um das Jahr 2000 herum geborenen "Generation Millenium".

Es war von daher nur eine Frage der Zeit, bis das Emoji Einzug in die Welt des Glaubens hielt. Seit vergangenen Sonntag liegt nun die Bibel in einer "Emoji-Übersetzung" vor. Für 2,99 Dollar (Tageskurs: 2,67 Euro) steht die "Scripture 4 Millennials" ("Heilige Schrift für die Generation Millenium") zum Herunterladen als eBook bei Apple bereit.

Unbekannter Übersetzer

Der Übersetzer oder die Übersetzerin verbirgt sich selber hinter einem Emoji mit Sonnenbrille. Über seine Identität ist wenig bekannt.

Nicht einmal sein Aufenthaltsort lässt sich genau bestimmen. Er könnte in Australien sitzen, weil er der dortigen Ausgabe des britischen "Guardian" ein Interview gegeben hat. Da er die 66 Bücher der anglikanischen «King James»-Bibel zur Grundlage nahm, spricht auch etwas für Kontakte zum Vereinigten Königreich.

Über ein halbes Jahr eingedampft

Der Person hinter dem Sonnenbrillen-Emoji kommt die Konfusion nur gelegen. Schließlich soll es nicht um das eigene Ego gehen, sondern um die zeitgemäße Verbreitung der guten Nachricht. Zum Vorgehen sagt Mr. oder Mrs. Emoji: "Ich wollte es so machen, wie man einen Bibelvers twittern und per SMS schicken würde, indem man die Zahl der Buchstaben verringert."

Über ein halbes Jahr dauerte es, die heilige Schrift mit Hilfe von 80 gebräuchlichen Emojis einzudampfen. Der "coole Dude mit der Sonnenbrille" ging dabei methodisch vor. Übersetzte Bibelverse wurden zunächst via Twitter einem großen Publikum zugänglich gemacht und mit Hilfe der Netzgemeinde verbessert. So sorgte das Symbol für Gott gleich beim Eingangsvers im Alten Testament "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde" für Verwirrung, weil es manchen User eher an einen Engel erinnerte.

"Toller und spaßiger Weg"

Solche Hindernisse brachten den anonymen Verfasser nicht aus dem seelischen Gleichgewicht. Es sei "ein toller und spaßiger Weg", auf diese Weise die frohe Botschaft zu teilen. Das überwiegend positive Echo scheint ihm recht zu geben. Religionslehrer halten die "Emoji-Bibel" für eine gute Idee, um das Interesse von Schülern für religiöse Themen zu wecken. Natürlich gibt es auch Stimmen, die in der App nicht viel mehr als schnöde Geldmacherei sehen.

Der Verfasser selbst sagte dem "Guardian", er habe keine bestimmte Agenda verfolgt. Er möchte nicht einmal verraten, ob er selber überhaupt Christ ist. "Ich denke, wir sollten uns mehr darum kümmern, Frieden und Liebe zu verbreiten und weniger darum, mit welcher Kirchenzugehörigkeit wir das tun," sagt er.

Was den irdischen Vertrieb anbelangt, hakt es noch ein wenig. Grund ist die babylonisch anmutende Software-Vielfalt. Bisher liegt die "Emoji"-Bibel nur in einer Version für das Apple-Betriebssystem vor. Eine Android-Variante befindet sich in Vorbereitung. Mit der Amazon-Plattform gibt es grundlegende Probleme: Sie kennt keine Bildsymbole.


Quelle:
KNA