domradio.de: Eine Wanderung unter dem Motto "Meine Natur - seine Schöpfung". Was ist das Besondere an dieser Wanderung?
Sr. Katharina: Zuerst muss man festhalten, dass wir Traumwetter geordert haben! Die Studenten und Studentinnen kommen aus Großstädten. Eine Wanderung im Wald und am See entlang bietet für die jungen Leute ein ganz anderes Naturempfinden. Auf der Wanderung wollen wir aber nicht nur Natur, das heißt: Wasser, Wind, Sonne, Bäume und Himmel hautnah erleben. Wir wollen auch darüber nachdenken, dass all das göttliche Geschöpfe sind. Wir wollen schauen, was in uns, die wir auch Geschöpfe Gottes sind, an Fragen ruht. Zum Beispiel ist eine Frage, wenn ich diesen traumhaftblauen Himmel anschaue, nach was ich mich eigentlich ausstrecke. Die Studenten sind im Theologie- oder Religionspädagogikstudium. Die Frage ist, ob die Studieninhalte der jungen Leute nur für den Abschluss der Universität wichtig sind, oder ob das vielleicht auch mit ihrem persönlichen Leben zu tun hat. Dazu wollen wir zum Nachdenken anregen. Wir gehen zum Beispiel an Bahngleisen entlang. Dabei wollen wir die Frage stellen, ob wir vielleicht schon einmal im Leben Züge verpasst haben. Wir fragen uns: Sind Dinge schon einmal abgefahren oder gibt es einen Zug, auf den ich im Moment gern aufspringen möchte, weil ich vielleicht gerad entdeckt habe, dass das eine Richtung ist, die etwas für mich wäre?
domradio.de: Inwiefern kann solch eine Wanderung den Studenten neue Impulse geben und ihren Horizont erweitern?
Sr. Katharina: "Von der Theorie zur Praxis" - das ist es. Und vom "Darüber-hören und Darüber-lesen zum Selber-erleben". Natürlich könnte man solch eine Wanderung auch allein unternehmen, aber es geht uns darum, dies zusammen zu tun - mit Begleitern. Neben mir kommt auch ein Pallottinerpater mit. Wir wollen anregen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das besser im Gehen funktioniert. Wie eben angedeutet, wollen wir an verschiedenen Orten Impulse geben und dann Zeit und Raum zum Nachdenken lassen - indem wir zum Beispiel schweigend ein Stück weiterspazieren. Dann gibt es die Aufforderung, wenn man ein wenig allein darüber nachgedacht hat, mit den anderen darüber zu sprechen.
domradio.de: Wie bereiten Sie im Vorhinein solch eine Wanderung vor?
Sr. Katharina: Wir haben uns vorher zusammengesetzt und geschaut, worum es uns geht. Wir haben uns die Frage gestellt, was wir den Studenten nahebringen möchten. Das eine ist das Erleben von Schöpfung, das andere ist das Erleben von sich selbst als Geschöpf Gottes im Rahmen des Schöpfungsplans Gottes. Das eigene Leben bekommt dadurch eine Richtung. Dies haben wir auf mehrere Stationen mit mehreren Impulsen aufgeteilt. Wir starten an der Valentinskapelle -Valentin war der Bischof, der sich um die Jungverliebten gekümmert hat. Dann gehen wir an einer Bahnstrecke und einem Betonwerk vorbei - dort wird die Frage sein: Was habe ich in mir festbetoniert? Wo merke ich, dass ich Betonstrukturen aufbrechen muss? Wir hatten eine sehr intensive Vorbereitung. Ich gehe davon aus, dass es gut funktionieren wird. Wenn junge Leute aus ihrem normalen Umfeld einmal raus kommen, sind sie meist sehr offen.
Das Interview führte Christoph Paul Hartmann.