Eine theologische Betrachtung zu Laetare

Ein Sonntag der Vorfreude auf Ostern

Die Fastenzeit lädt zu innerer Einkehr und zum Verzicht ein. Bei allem Ernst und Entbehrungen feiern Christinnen und Christen auf halber Strecke der Fastenzeit, quasi als "Bergfest", den Sonntag "Laetare": Freue Dich!

Autor/in:
Fabian Brand
Priester in einem rosafarbenen liturgischen Gewand bei der Gabenbereitung / © Harald Oppitz (KNA)
Priester in einem rosafarbenen liturgischen Gewand bei der Gabenbereitung / © Harald Oppitz ( (Link ist extern)KNA )

"Komm her, freu dich mit uns, tritt ein", so beginnt ein Kirchenlied im Gotteslob (Nummer 140). Wir dürfen uns freuen, so der Liedtext, weil Christus in unserer Mitte ist, weil er in unserer Versammlung gegenwärtig ist. Und von der Freude kündet auch der Name dieser heiligen Versammlung: Eucharistiefeier. 

Darin steckt das Wort "Feier"; eine Feier ist eine freudige Angelegenheit, zu der man gerne zusammenkommt. In früheren Zeiten hat man oft auch gesagt: "Die Messe wird gelesen". Es ist derweil ein Unterschied, ob man nur kommt, um zu hören, was der Priester vorne sagt oder ob man kommt, um mitzufeiern und ein aktiver Teil der versammelten Gemeinde zu sein.

An Laetare darf die liturgische Farbe Rosa verwendet werden / © Harald Oppitz (KNA)
An Laetare darf die liturgische Farbe Rosa verwendet werden / © Harald Oppitz ( (Link ist extern)KNA )

Mit einer besonderen Freude hat auch der vierte Sonntag in der österlichen Bußzeit zu tun. "Laetare" heißt sein lateinischer Name, "Freue dich". Abgeleitet ist das vom Eröffnungsvers dieses Sonntags, wo es heißt: "Freue dich, Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart" (vgl. Jes 66,10).

Diese Freude kommt zum Beispiel ebenso in den Gewändern zum Ausdruck, die an diesem Sonntag im Gottesdienst getragen werden. Sie sind nicht violett, wie sonst in der Fastenzeit, sondern rosa, ein aufgehelltes Violett. In die Farbe der Fastenzeit mischt sich damit schon ein Hauch von der weißen Farbe der österlichen Festzeit.

An der Schwere nicht verzweifeln

Ostern ist nicht mehr weit, sondern rückt zunehmend in Sichtweite. Das will der Sonntag "Laetare" ausdrücken: Niemand soll in der Schwere, die die Fastenzeit oft mit sich bringt, verzweifeln, sondern mutig und zuversichtlich bleiben. Ostern ist nicht mehr fern, das Fest der Erlösung kommt immer näher - ein Grund, sich zu freuen und fröhlich zu sein.

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Ein Beitrag von Jan Hendrik Stens: Der Laetare-Sonntag

Von der Freude spricht auch das Evangelium des heutigen Sonntags: Es ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn, wie es manchmal genannt wird.

Es erzählt von einem, der auszieht, um in der Ferne und in der Fremde sein Glück zu finden. Von einem, der mit seinem Vaterhaus und seiner Heimat bricht, weil er der Meinung ist, all das würde ihn einengen und eingrenzen. Um die Freiheit zu suchen bricht er auf, bringt sein Geld durch und steht dann erst einmal ganz alleine da.

Mit offenen Armen

Und als er wieder zurückkehrt auf sein elterliches Gut, da kommt ihm der Vater schon mit offenen Armen entgegengelaufen. "Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden" (Lk 15,32), mit diesen Worten erklärt der Vater dem anderen Bruder seine Reaktion. Ein Fest feiern und sich freuen: Das tut der Vater, als der Sohn zurückkommt und wieder in die Heimat einkehrt.

Für Jesus ist das Verhalten des Vaters ein Bild für das Verhalten Gottes: Gott freut sich über jeden Menschen, der den Weg zu ihm findet. Er ist kein nachtragender oder tadelnder Gott, sondern einer, der sich freut und fröhlich ist, wenn Menschen seine Nähe suchen.

Figur des heiligen Josef mit dem Jesuskind  / © Harald Oppitz (KNA)

Die Angst des "verlorenen Sohnes" ist mit Händen greifbar: Was wird der Vater sagen? Wird er mich vom Hof werfen? Wie wird die Strafe angesichts meines Fehlverhaltens aussehen? Und die überraschende Begegnung zeigt: Nichts von alldem trifft ein. Nicht einmal ein einziges Wort des Tadels hat der Vater für den wiedergekehrten Sohn übrig. Stattdessen Freude über Freude und Dankbarkeit, dass der Sohn den Weg zurück zum Vaterhaus gefunden hat.

Ein Platz bei Gott

So freut sich Gott über jeden einzelnen Menschen, der den Weg zu ihm findet: Das ist die Pointe dieses Gleichnisses. Und dieser Satz steht leitend über dem Sonntag "Laetare". Denn alle Menschen dürfen sich freuen in dem Wissen, dass Gott einen Platz für sie bereithält. Dass er seine Arme öffnet, einem entgegenkommt und ein Fest der Freude bereitet hat. 

Gläubige dürfen dieser Freude immer wieder Ausdruck verleihen, wenn sie sich miteinander versammeln, um Eucharistie zu feiern. Jeder darf sich eingeladen fühlen - genauso, wie es das Lied beschreibt: "Komm her, freu dich mit uns, tritt ein".

Fastenzeit

Die 40-tägige christliche Fastenzeit beginnt Aschermittwoch und endet am Gründonnerstag vor Ostern. Seit dem 5. Jahrhundert rückte während der Vorbereitung auf Ostern das Fasten in den Mittelpunkt. Da an Sonntagen nicht gefastet werden sollte und sie deshalb nicht als Fastentage gezählt werden, wurde der Beginn der Fastenzeit offenbar im sechsten oder siebten Jahrhundert vom sechsten Sonntag vor Ostern auf den vorhergehenden Mittwoch, den Aschermittwoch, vorverlegt.

Fastenzeit / © Tomasetti (DR)
Fastenzeit / © Tomasetti ( DR )