Einen Monat nach der Erdbebenkatastrophe erholt sich Haiti nur langsam

"Es ist noch viel Hilfe nötig"

Auch vier Wochen nach dem Erdbeben ist die Not in Haiti noch immer groß. Rainer Lang von der Diakonie Katastrophenhilfe war bis vor Kurzem vor Ort. Im domradio-Interview berichtet er von Menschen, die zwischen Trümmern übernachten. Und Hilfe, die langsam in Gang kommt.

 (DR)

domradio: Was ging Ihnen auf dem Weg zurück nach Deutschland durch den Kopf?
Lang: Es war ein eigenartiges Gefühl, das Bewusstsein, in die heile Welt zurückzukehren - angesichts des Ausmaßes an Zerstörung, das man hinter sich lässt.

domradio: Wie ist die Lage zurzeit?
Lang: Es ist eine Landschaft, die in Trümmern liegt. Man muss sie sich vorstellen wie Deutschland nach dem Krieg, die von Bomben zerstörten Städte. Und zwischen diesen Trümmern leben die Menschen und versuchen zu überleben. In Port-au-Prince übernachten die  Menschen im Freien, Mehrheit in Notunterkünften mit notdürftigen Behausungen aus Decken, Plastikplanen und Kartons. Das ist schon ein hartes Leben, vor allem auch für die Kinder. Die Nahrungsmittel- und Wasserversorgung kommen langsam in Gang, das ist ein positives Zeichen.

domradio: Wie sieht es mit der medizinischen Versorgung aus?
Lang: Die medizinische Versorgung wird auch besser. Da konnte die Diakonie Katastrophenhilfe auch ihren Beitrag leisten. Wir haben acht medizinische Nothilfesets für Gesundheitsstationen geliefert, die immerhin 80.000 Menschen versorgen können. Dann unterstützen wir ein Kinderkrankenhaus in Port-au-Prince mit Medikamenten, da zeigt sich, dass wir und andere Hilfsorganisationen inzwischen Medikamente ins Land bringen können. Es gibt auch Ärzteteams. Vorher war die medizinische Versorgung katastrophal. Vor zwei Jahren ist eine Schule in Port-au-Prince zusammengebrochen - schon damals war das Gesundheitssystem der Hauptstadt völlig überfordert!

domradio: Wie viel akute Hilfe ist noch nötig?
Lang: Es ist noch viel Nothilfe nötig. Es gibt noch mehr als 300 Notcamps in Port-au-Prince. Die Menschen brauchen jetzt aber richtige Notunterkünfte. Es wird kühl in der Nacht, es ist schwierig für die Familien, in den Trümmern "normal" zu leben. Wir teilen zum Beispiel Werkzeuge aus, damit die Menschen diese Trümmer beseitigen können. Dafür erhalten sie Nahrungsmittel und Geld. Das sind erste Schritte. Aber angesichts des Ausmaßes der Zerstörung ist noch viel mehr zu tun. Und es muss schnell gehandelt werden, weil jetzt die Regenzeit beginnt und die Hurricane-Saison in fünf Monaten vor der Tür steht.

Das Gespräch führte Simone Bredel.