DOMRADIO.DE: Sehen Sie es auch so drastisch, dass wir unseren Planeten verlieren, wenn wir nicht handeln?
Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz): Ja, das sehe ich auch so und man muss auch sagen, einen Teil des Planeten haben wir schon verloren. Zum Beispiel viele Pflanzen, die es gab, gibt es nicht mehr. Viele Tiere, die es gab, die gibt es nicht mehr. Wenn wir nicht bald etwas tun, verlieren wir immer mehr.
DOMRADIO.DE: Sie waren am Wochenende in Kattowitz und sind jetzt zurückgekommen. Was haben Sie dort schon vor der Konferenz gemacht?
Schick: Wir haben einen Kirchengipfel zum Klimagipfel abgehalten. Die Klimaumwandlung, das heißt die Bewahrung der Schöpfung, kann nicht nur eine Sache der Politiker sein, die ja immer von ihren Wählern weltweit abhängig sind, sondern das ist eine zivilgesellschaftliche Aufgabe. Ganz wichtig in der Zivilgesellschaft sind die Kirchen und andere religiöse Gemeinschaften. Wir haben unseren Beitrag zu leisten, dass der Klimawandel gelingt.
DOMRADIO.DE: Wie konkret rufen Sie denn die Christen zu mehr Engagement auf?
Schick: Wenn die Klimaerwärmung nicht gestoppt wird und über zwei Grad zunimmt, dann ist der Planet verloren. Was wir tun können, fängt zum Beispiel in den Gebäuden der Kirche an. Generell haben wir als Kirchen an sich schon viele Gebäude, die Pfarrhäuser, die Jugend- und Pfarrheime. Die müssen insgesamt energetisch isoliert werden und dann muss Energie gespart werden. Auch mit unseren Fahrten müssen wir energietechnisch besser werden, das heißt besser keine Autos benutzen, sondern mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Bei Flugreisen sollte man sehen, dass eine Kompensation erreicht wird.
Aber vor allem müssen wir unseren Lebenswandel insgesamt umstellen: Das viele Wegwerfen von Lebensmitteln beispielsweise schädigt die Umwelt. Auch was den Fleischverzehr und diese Dinge angeht, müssen wir etwas tun: weniger essen und weniger nehmen. Das ist alles möglich und fördert sogar unsere Gesundheit. Ich habe in Kattowitz meinen Spruch wiederholt: "Besser leben, statt mehr haben". Das ist möglich.
DOMRADIO.DE: Sie haben auch gesagt, der Einsatz für Klimagerechtigkeit sei zu einem Topthema und Topereignis für die Ökumene geworden. Wie meinen Sie das?
Schick: Wir arbeiten ganz stark zusammen und hatten jetzt bis nach Kattowitz einen ökumenischen Pilgerweg, der durch alle Kohlereviere Deutschlands ging – also vom Ruhrgebiet angefangen über die Lausitz und Sachsen, bis jetzt nach Kattowitz in das schlesische Kohlegebiet. Das ist ökumenisch veranstaltet worden und bringt uns zusammen. Im Glaubensbekenntnis heißt es: "Ich glaube an Gott, den Vater den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde". Wer sich zur Schöpfung und zum Schöpfer bekennt, der muss auch die Schöpfung bewahren, um den Schöpfer zu ehren.
DOMRADIO.DE: Was tun Sie persönlich fürs Klima?
Schick: Ich fahre zum Beispiel, wenn immer es geht, mit einem E-Auto. Ich benutze, wann immer es geht, den Zug. Hier im Haus essen wir weniger Fleisch und werfen nichts weg. Wir orientieren uns bei der Ernährung regional, weil auch das die Umwelt schont. Also, was möglich ist, tun wir.
Das Interview führte Tobias Fricke.