Schuster sieht Kampf gegen Judenhass als Aufgabe der Regierung

Einiges steht noch an

Von der neuen Bundesregierung erwartet der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ein proaktives Vorgehen gegen Antisemitismus. Auch zu Beziehungen zwischen Juden und Muslimen äußerte Schuster sich.

Josef Schuster / © Harald Oppitz (KNA)
Josef Schuster / © Harald Oppitz ( KNA )

"Darüber hinaus bleibt die Erinnerung an die NS-Verbrechen sehr wichtig, wo ich vor allem die KZ-Gedenkstätten im Blick habe, die angemessen unterstützt werden müssen", ergänzte Schuster in einem am Donnerstag verbreiteten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) anlässlich der Bundestagswahl am 26. September.

"Die Finanzierung ist ein Problem"

Was in der zu Ende gehenden Legislaturperiode noch ausstehe, aber im Koalitionsvertrag festgehalten sei, sei die Bekämpfung von Altersarmut jüdischer Zuwanderer, sogenannter Kontingentflüchtlinge aus der früheren Sowjetunion, gab Schuster zu bedenken. "Es hat lange gedauert bis zu einer Fondslösung, die aktuell in der Abstimmung zwischen Bund und Ländern ist. Dabei klemmt es allerdings, und es sind dunkle Wolken zu sehen. Denn die Finanzierung ist ein Problem."

Als einen Erfolg der vergangenen Jahre wertete Schuster die Schaffung der Stelle eines Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, die Felix Klein innehat. Der Zentralratspräsident verwies auf ähnliche Strukturen mit Beauftragten auf Ebene der Bundesländer, die sich mit Klein in einer Bund-Länder-Kommission austauschen.

Umfragewerte der AfD seien zu hoch

Zudem sei der Staatsvertrag zwischen dem Zentralrat der Juden und der Bundesregierung angepasst worden, so dass der jährliche Zuschuss des Bundes von zehn auf 13 Millionen Euro angehoben worden sei. "Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 hat die Bundesregierung erhebliche Mittel zum Schutz jüdischer Einrichtungen bereitgestellt", betonte Schuster. Diese Mittel würden derzeit in Absprachen mit dem Bundeskriminalamt und den Landeskriminalämtern abgerufen.

Mit Blick auf die AfD verwies Schuster auf Umfragen, wonach die Partei bei der Bundestagswahl auf etwa elf Prozent der Stimmen kommen könnte. "Das ist zu viel. Allgemein habe ich in der Legislaturperiode keine konstruktiven Vorschläge der AfD-Fraktion gehört."

Schuster lehnt Kooperation mit einigen Islamverbänden ab

Schuster wünscht sich nach eigenen Worten engere Kontakte zwischen Juden und Muslimen. Eine Möglichkeit zu einer engen Zusammenarbeit sehe er von jüdischer Seite jedoch nur mit muslimischen Verbänden, die keinem Einfluss aus dem Ausland unterlägen, sagte Schuster.

Auf Funktionärsebene gebe es nicht den einen muslimischen Verband. "Wir sehen auch Verbände, die teilweise vom Ausland gesteuert und massiv beeinflusst werden", sagte Schuster. Ein Beispiel sei die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib). Sie ist der größte islamische Verband in Deutschland und wird vom türkischen Religionsministerium mitfinanziert. Kritiker werfen Ditib vor, als verlängerter Arm der türkischen Regierung zu fungieren.


Quelle:
KNA
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