Aachener Karlspreis 2022 geht an belarussische Bürgerechtlerinnen

"Einmaliges Vorbild im Kampf gegen Unterdrückung"

Der Freiheitskampf gegen den belarussischen Machthaber Lukaschenko hat ein weibliches Gesicht: Für ihren Einsatz für Demokratie erhalten die Oppositionsführerin Tichanowskaja und ihre Mitstreiterinnen Kolesnikowa und Zepkalo den Karlspreis.

Karlspreisträgerinnen 2022 (v.r.n.l.): Maria Kolesnikowa,  Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo / © Sergei Grits (dpa)
Karlspreisträgerinnen 2022 (v.r.n.l.): Maria Kolesnikowa, Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo / © Sergei Grits ( dpa )

Die drei belarussischen Bürgerrechtlerinnen Maria Kolesnikowa, Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo werden mit dem Aachener Karlspreis 2022 geehrt.

Die drei Frauen, die gegen die Diktatur von Alexander Lukaschenko ankämpfen, erhielten die Auszeichnung für "ihren unglaublichen, ihren mutigen Einsatz für Freiheit, für Demokratie, für die Aufrechterhaltung der Menschenrechte und damit die europäischen Werte", begründete der Vorsitzende des Karlspreisdirektorium, Jürgen Linde, am Freitag die Entscheidung.

"Einmaliges Vorbild im Kampf gegen Unterdrückung"

Sie seien damit auch ein "einmaliges Vorbild im Kampf gegen Unterdrückung, Willkür und einen Unrechtsstaat". Der Festakt der Preisverleihung soll am 26. Mai im Krönungssaal des Aachener Rathauses stattfinden.

Die Auszeichnung sei auch ein Aufruf an die "manchmal ermüdende europäische Gesellschaft, sich wieder dieser europäischen Werte zu erinnern und tatkräftiger dafür einzutreten", machte Linden deutlich. Die europäischen Entscheidungsträger seien gefordert, sich für die innerbelarussischen Verhältnisse einzusetzen. Die drei Frauen hätten den Preis "mit großer Freude" angenommen.

Maria Kolesnikowa wurde in Belarus wegen angeblicher Vorbereitung eines Komplotts zur illegalen Machtergreifung und Gefährdung der nationalen Sicherheit zu elf Jahren Haft verurteilt. Swetlana Tichanowskaja, die 2020 nach der Verhaftung ihres Ehemannes als Präsidentschaftskandidatin angetreten war, sowie Veronika Zepkalo leben derzeit im Exil.

Aachens Oberbürgermeisterin Sybille Keupen (parteilos) betonte, die drei Frauen, die "aus dem Nichts heraus" in die Politik eingesprungen seien, stünden für die Grundrechte Freiheit, Frieden und Demokratie. Sie hätten dem Regime in Belarus "die Zähne gezeigt" und seien auch die Verkörperung einer neuen Form von politischer Auseinandersetzung, die "mit Herz" geführt werde und die Menschen berühre. Zugleich seien die drei Frauen "starke Vorbilder" für junge Menschen in Europa.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) nannte die Verleihung des Karlspreises an die drei Frauen "ein wichtiges Zeichen für Freiheit und Demokratie". Kolesnikowa, Tichanowskaja und Zepkalo hätten friedlich und gewaltfrei eine demokratische Bewegung in Belarus Gang gesetzt, die das ganze Land erfasst habe. "Ihr Widerstand gegen den Wahlbetrug Lukaschenkos und ihr Einsatz für die Freiheit in Belarus verdienen unseren tiefen Respekt", betonte Wüst.

Erstmals an mehr als eine Person verliehen

Der seit 1950 vergebene Aachener Karlspreis wird damit erstmals in seiner 71-jährigen Geschichte geteilt und an mehr als eine Person verliehen. Der Preis ehrt Menschen und auch Institutionen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben.

Zuletzt erhielt im Oktober der rumänische Präsident Klaus Johannis die Auszeichnung - wegen der Corona-Pandemie mit anderthalbjähriger Verzögerung. Zu den früheren Preisträgern gehören der französische Präsident Emmanuel Macron, Papst Franziskus, Martin Schulz (SPD) als damaliger Präsident des Europäischen Parlamentes und die langjährige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).


Quelle:
epd