Es waren Jubelschreie zu hören, nachdem der Erzbischof von York, John Sentamu, das Abstimmungsergebnis verkündet hatte.
Dabei hatte er noch vor der Stimmabgabe um Zurückhaltung nach der Bekanntgabe des Ergebnisses gebeten. Aber die Erleichterung bei den meisten Mitgliedern der Generalsynode der anglikanischen Kirche von England war nicht zu überhören. In allen drei Häusern der Generalsynode, die im nordenglischen York tagte, stimmten am Montag mehr als Zweidrittel der Mitglieder für einen Gesetzentwurf, der Frauen den Weg ins Bischofsamt öffnet. Damit ist der Gesetzentwurf angenommen.
Anglikanische Kirche in tiefer Krise
Noch vor zwei Jahren war ein ähnliches Gesetzesvorhaben überraschend gescheitert und hatte die Kirche von England in eine tiefe Krise gestürzt. Mit der Annahme des Gesetzes hofft die Kirche, dass auch ihre Krise überwunden ist. Das Bischofsamt für Frauen war innerhalb der anglikanischen Kirche lange umstritten.
Traditionalistische Anglikaner hatten sich wiederholt gegen die Bischofsweihe von Frauen ausgesprochen. 45 Synodale stimmten auch dieses Mal gegen den Gesetzesentwurf, konnten die Initiative aber nicht ein zweites Mal aufhalten.
Obwohl es in der Kirche von England seit 20 Jahren weibliche Priester gibt, blieb ihnen das Bischofsamt bisher verwehrt. Die Neuregelung macht die Bischofsweihe für Frauen in Zukunft möglich.
Die erste Bischöfin könnte bereits Ende des Jahres benannt und 2015 geweiht werden. Die Tageszeitung "Guardian" sieht denn auch schon mehrere starke Kandidatinnen.
Neue Herausforderungen
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, zeigte sich hocherfreut über das Ergebnis der Abstimmung. Nun bestehe die Herausforderung darin, auch denjenigen Liebe entgegenzubringen, die dem Gesetz aus theologischen Gründen nicht zustimmen konnten, sagte das geistliche Oberhaupt der Anglikaner.
In der BBC-Sendung "Newsnight" sagte er, von der Entscheidung der Synode gehe eine sehr positive Stimmung aus. Der größte Unterschied zum Gesetzesvorhaben von vor zwei Jahren sei die Art gewesen, wie man miteinander umgegangen sei. "Es ist schwierig, aber das Leben ist nun einmal schwierig", sagte er zu den bevorstehenden Herausforderungen.
"Ich bin mir sehr der Verantwortung bewusst, die die Synode auf das Haus der Bischöfe übertragen hat", ergänzte er.
Kompromisse
Auch das neue Gesetz sieht einen Kompromiss vor, um traditionalistische Gemeinden, die die Bischofsweihe von Frauen ablehnen, entgegenzukommen. Sie können nach Prinzipien, die die Bischöfe noch erarbeiten werden, männliche Priester und Bischöfe anfordern, die für ihre Gemeinden verantwortlich sind. Dieses Verfahren wird von einem unabhängigen Ombudsmann überwacht. Dennoch zeigten sich traditionalistische Mitglieder der Synode nach der Abstimmung enttäuscht. Sie befürchten, dass Frauen künftig ihrer traditionellen Rolle in der Gesellschaft beraubt werden, wenn sie auch Leitungsämter in der Kirche übernehmen müssen.
Nach ihrer Auffassung erlaubt die Bibel keine Weihe von Frauen, da es unter den Aposteln in der Bibel auch keine Frauen gegeben hat.
Drohungen aus der Politik
Eine Sprecherin der Traditionalisten sagte, man werde die Kirche von England jetzt nicht verlassen, aber man werde genauso wenig von der eigenen religiösen Überzeugung abrücken. Traditionalistische Gemeinden hatten in der Vergangenheit immer wieder mit Abspaltung gedroht, sollten Frauen zum Bischofsamt zugelassen werden.
Mit 152 Stimmen für und 45 Stimmen gegen den Gesetzentwurf bei fünf Enthaltungen erreichte der Antrag die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit im Haus der Laien. Damit hatten rund 20 Synodale seit dem gescheiterten Gesetzesverfahren von vor zwei Jahren die Seite gewechselt und so den Weg für Frauen ins Bischofsamt frei gemacht. Wäre das Gesetzesvorhaben abermals gescheitert, hätte der Generalsynode die Auflösung sowie ein Eingreifen durch das Parlament gedroht.
Schon vor zwei Jahren hatten sich mehrere Abgeordnete, Minister und sogar der Premierminister ungewohnt kritisch über die Kirche von England geäußert. Einige forderten sogar, die Kirche zu entmachten, ihr zum Beispiel die Sitze im Oberhaus zu entziehen, sollte sie sich nicht reformieren und auch Frauen zum Bischofsamt zulassen. Mit ihrem Abstimmungsverhalten haben die Mitglieder der Generalsynode die Auflösung des Kirchenparlaments und ein Eingreifen des Staates erfolgreich verhindert.
"Hindernis für die Versöhnung"
Eine Eintrübung in der Ökumene steht nun zu befürchten. Katholiken und noch stärker Orthodoxe werden "not amused" sein, nun auch in der anglikanischen Mutterkirche mit Bischöfinnen zu tun zu bekommen. Sie sehen darin einen Bruch der Tradition, die die Kirchen voneinander entfernt. Der frühere vatikanische Ökumene-Minister, Kardinal Walter Kasper, sprach schon 2008 von einem neuen "Hindernis für die Versöhnung zwischen der katholischen Kirche und der Kirche von England" - zweier Kirchen, die sich noch vor einigen Jahren theologisch beachtlich nahe standen.