Einzug des neuen Lateinischen Patriarchen in Bethlehem

Ein "schweres Erbe"

Tausende Menschen haben am Mittwochabend den neuen Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Fuad Twal (67), in Bethlehem begrüßt. Mit dem feierlichen Einzug in die Geburtsstadt Jesu wurden die Einführungszeremonien des neuen Führers der Katholiken des westlichen Ritus in Jerusalem und Bethlehem abgeschlossen.

 (DR)

Der Patriarchenkonvoi wurde hinter der israelischen Sperrmauer am Checkpoint «Rahels Grab» von der israelischen Polizei an die palästinensischen Sicherheitskräfte übergeben. Die Geburtsstadt Jesu ist palästinensisches Autonomiegebiet, dessen Grenzen jedoch scharf von israelischem Militär überwacht werden.

Die teils engen Straßen waren gesäumt von winkenden Anwohnern. Durch die Altstadt zogen dem Konvoi Pfadfindergruppen mit Trommeln, Flöten und Dudelsäcken voran. An zwei Punkten stoppten die Autos, damit die Bürgermeister der beiden christlichen Vororte Bethlehems, Beit Dschallah und BeitSahour, den neuen Patriarchen begrüßen konnten.
Bethlehems Bürgermeister Victor Batarseh empfing Twal auf dem Platz vor der Geburtsbasilika.

Gebet in der Geburtsgrotte
An der angrenzenden katholischen Katharinenkirche wurde der Patriarch von Führern der im Heiligtum vertretenen Kirchen begrüßt. Nach einer feierlichen Zeremonie in dem Gotteshaus begab sich Twal mit einer kleinen Grupe zu einem kurzen Gebet in die Geburtsgrotte. Anschließend fand ein Empfang im Franziskaner-Hotel «Casa Nova» statt. Der Jordanier Twal hatte das Patriarchenamt am Wochenende von dem Palästinenser Michel Sabbah übernommen. Dieser wurde nach 20 Amtsjahren in den Ruhestand verabschiedet.

Twal hat wiederholt betont, dass er mit dem Patriarchat über Israel, die palästinensischen Gebiete, Jordanien und Zypern ein «schweres Erbe» antrete. Im Nahost-Konflikt wolle er sich um eine Sprache bemühen, die «alle Bewohner, ob Juden, Christen oder Muslime, verstehen können». Zudem werde er sich verstärkt auf die Seelsorge konzentrieren und weniger auf politische Konflikte. Sein Vorgänger war bekannt für seine Kritik an der israelischen Besatzungspolitik.