EKD-Ratsvorsitzender Schneider verabschiedet

Der "spiritus rector" geht

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat den Wechsel an ihrer Spitze eingeleitet: Am Sonntag verabschiedete die EKD-Synode in Dresden den Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider, der nach vier Jahren als oberster Repräsentant der Protestanten aus persönlichen Gründen vorzeitig abtritt.

Abschied von Nikolaus Schneider (epd)
Abschied von Nikolaus Schneider / ( epd )

Schneider habe in einer säkularen Gesellschaft den Anspruch der Protestanten auf Mitgestaltung hörbar werden lassen und damit "die Zukunft unserer Volkskirche geprägt", sagte Synodenpräses und frühere Bundesministerin Irmgard Schwaetzer. Der 67-jährige Theologe sei ein "politischer, seelsorgerlicher und theologischer" Ratsvorsitzender gewesen. Dabei sei er immer zuerst Pfarrer geblieben, der seinen Platz an der Seite der Schwachen gesehen habe. Er habe Solidarität bewiesen, ohne sich vereinnahmen zu lassen. Der frühere rheinische Präses habe der evangelischen Kirche "Stimme und Gesicht" gegeben. Der stellvertretende Ratsvorsitzende, Bischof Jochen Bohl, nannte Schneider einen "spiritus rector".

Bislang nur ein Kandidat

Über die Nachfolge auf Schneiders Platz in dem 15 Mitglieder zählenden Rat der EKD wird am Dienstag entschieden. Im Anschluss wird ein neuer Ratsvorsitzender gewählt. Um den vakanten Platz im Rat bewirbt sich der Berliner Bischof Markus Dröge, der sich am späten Sonntagabend als bislang einziger Kandidat den Synodalen vorstellte. Der 60-jährige frühere Koblenzer Superintendent steht seit fünf Jahren an der Spitze der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Für die Nachfolge Schneiders im EKD-Ratsvorsitz sind vor allem zwei Varianten im Gespräch: das Aufrücken des bisherigen Stellvertreters Bohl (64) für die verbleibende zwölfmonatige Amtszeit des Rates oder die Wahl eines jüngeren Kandidaten, der 2015 für sechs Jahre wiedergewählt werden kann. Gute Chancen auf den EKD-Ratsvorsitz werden in Medienberichten dem bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (54) eingeräumt. Genannt werden ebenfalls sein hannoverscher Amtskollege Ralf Meister (52), gelegentlich auch der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung (54).

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, warb am Sonntagabend in einem Grußwort an die EKD-Synode für eine Intensivierung der Ökumene. "Wir sind in gewisser Weise eine Kirche", sagte er. Das Jahr 2017, in dem das 500. Jubiläum der Reformation gefeiert wird, berühre auch Katholiken, weil katholische und evangelische Christen durch das Sakrament der Taufe verbunden seien. "Wir sind eine Kirche, weil wir eins sind in Christus", sagte Marx.

Debatten um Sterbehilfe

Die aktuellen politischen Debatten um Sterbehilfe sowie die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland hatten den Auftakt der viertägigen EKD-Synodentagung bestimmt. Der scheidende Ratschef Schneider bekräftigte die ablehnende Haltung der evangelischen Kirche zu einem Recht auf ärztlich assistierten Suizid. Zugleich schlug der langjährige Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland vor, einen Rechtsanspruch auf Sterbebegleitung durch Palliativmedizin und Hospizarbeit in Betracht zu ziehen. Die Sterbephase sollte als eine Lebensphase erlebt werden können.

Zur Flüchtlingspolitik sagte Schneider, die Zustände in vielen Aufnahmeeinrichtungen seien Anlass zur Scham. "Die Angst, dass ein ungebremster Zuzug von Flüchtlingen den eigenen Wohlstand gefährdet, bricht sich in Ablehnung, Abwehr und Gewalt gegen Flüchtlinge und Migranten Bahn", kritisierte er. Die EKD-Synode berät bis Mittwoch. Schwerpunktthema der Jahrestagung ist die "Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft".


Quelle:
epd