Nikolaus Schneider ist Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche.
domradio: Was wünschen Sie dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz zu seinem 75. Geburtstag?
Schneider: Vor allem Gottes reichen Segen und die Erfahrung des Geleites Gotttes auf seinen Wegen. Dass er seinen Dienst versöhnt betrachtet und voller Erwartung auf die Zukunft zugeht. Dass die Liebensswürdigkeit, die er ausstrahlt, die Verbindlichkeit, die Seriösität, dass er dieses auch zurückgespiegelt bekommt, durch die Menschen, mit denen er zu tun hat. Und dass sein kirchliches Zeugnis Glauben hervorruft und Menschen zum Glauben einlädt und dazu, sich auch in der Kirche Jesu Christi zu engagieren.
domradio: Sie haben dem Erzbischof von Freiburg und Vorsitzendem der Deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch für das "gute und vertrauensvolle Miteinander" gedankt und ihn als "verlässlichen Partner" mit weitem Herzen und den Menschen zugewandter Art bezeichnet. Was ist gut, was vertrauensvoll und verlässlich?
Schneider: Robert Zollitsch spielt nicht über Bande. Sondern Robert Zollitsch ist jemand, der sagt, was er denkt, und denkt, was er sagt. Im Umgang mit Robert Zollitsch ist man nie auf der Machtebene, dass man sich fragt: Wer wird jetzt hier wie eingeschätzt und geachtet, und sind wir wirklich auf Augenhöhe oder sind wir nicht auf Augenhöhe. Alles das, was Ökumene manchmal auch so beschwerlich machen kann, dass da manchmal auch so Machtspielchen, wie man sie auch sonst aus der Welt kennt, dass die bei uns reinschlagen. Das ist übrigens auch ein schönes Thema für Entweltlichung! Stattdessen begegenen wir uns auf einer brüderlichen Ebene, und das ist so angenehm im Umgang mit ihm. Das meine ich mit Verbindlichkeit, Verlässlichkeit, Brüderlichkeit.
domradio: Das "gewachsene Vertrauen" zwischen ihnen habe sich auch auch im ökumenischen Miteinander der beiden Kirchen bewährt. Wo hat sich das ökumenische Miteinander für Sie besonders deutlich gezeigt?
Schneider: Das hat sich ganz besonders deutlich gezeigt etwa auf dem ökumenischen Kirchentag in München, wo wir beide in einem öffentlichen Gespräch die Positionen abgeschirtten sind, die uns verbinden. Und dabei hat sich herausgestellt: Uns verbindet sehr viel mehr als uns trennt. Und sich das zu sagen, ist wichtig. Und das gemeinsam zu sagen, ist wichtig. Damit Menschen auch diese gemeinsame Zeugnis hören, und sich nicht an den Unterschieden, die es ja auch noch gibt, orientieren und sagen "Aha, so geht das also zu zwischen den Kirchen." Und mit den Unterschieden, die ja nach wie vor bestehen - nun gab es ja auch die Debatte um unser Familienverständnis und Eheverständnis - in diesen Unterschieden müssen wir uns einfach freundschaftlich tragen, zum Teil auch er-tragen.
Es ist mir klar, dass manches, was wir tun und sagen, auch eine Zumutung ist für unsere katholischen Freunde- Das Umgekehrte gibt es übrigens auch - und mit diesen Unterschieden müssen wir so umgehen, dass wir uns nicht auseinanderbringen. Und hier war deutlich zu merken, Robert Zollitsch ist durch und durch natürlich verantwortlicher Bischof seiner Kirche, und er ist aber gleichzeitig ein Mensch, der bereit ist, mitzutragen, und Differenzen nicht zum Anlass zu nehmen, um auseinanderzugehen.
domradio: Erzbischof Zollitsch ist seit 2008 der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Sie waren während dieser Zeit Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche, letzteres sind Sie immer noch. Wie haben Sie diese gemeinsame Zeit erlebt, was schätzen Sie an Erzbischof Zollitsch ganz persönlich?
Schneider: Ganz persönlich ist er einfach ein durch und durch liebenswürdiger und zugewandter Mensch, so wie ich das auch im Glückwunsch gesagt habe. Da er in Freiburg sitzt, und ich saß in Düsseldorf, waren da ja einige Kilometer dazwischen. Das heißt, wir hatten so keinen Alltag.Das kam erst neu für mich hinzu, als ich Ratsvorsitzender wurde, dass ich ihm da häufiger und intensiver begegnete. Aber es war gar kein Problem, sehr offen und freundlich auf ihn zuzugehen, so wie er auch auf mich zukam. Und dieser brüderliche Geist, das ist etwas, wovon er nicht redet, sondern das lebt er.
domradio: Im Hinblick auf das große Reformationsjubiläum das ihnen ins drei Jahren ins Haus steht. Sind sie zuversichtlich, dass es beiden Kirchen bis dahin gelingen wird, diese Gemeinsamkeit noch mehr sichtbar werden zu lassen und wenn ja, wie?
Schneider: Das ist meine Hoffnung. Und ich denke, der Weg kann nur sein, dass wir nicht die Vergangenheit feiern, sondern fragen, was bedeutet eigentlich dieses Geschehen von 1517 für uns heute. Und was es für uns heute bedeutet, heißt, es ist ein Christusfest. Und ein Christusfest können wir nun wirklich auch gemeinsam feiern.
domradio: Werden Sie das mit Robert Zollitsch zusammen feiern?
Schneider: Ich bin gespannt. Ich werde ja dann nicht mehr die unmittelbare Verantwortung tragen, sondern als Ehemaliger eingeladen werden - und natürlich auch hingehen. Robert Zollitsch wird es dann genau so ergehen. Ich hoffe, wir treffen uns bei Gelegenheiten des Feierns.
(Das Interview führte Monika Weiß.)