Elf Jahre "Kölner Friedensverpflichtung" der Religionen

Zusammenhalt in Vielfalt

Den elften Jahrestag der "Kölner Friedensverpflichtung" begehen an diesem Dienstag Juden, Christen und Muslime in Köln. Die Initiative will Neugier für die jeweils anderen Religionen wecken sowie Vorbehalte überwinden helfen.

Kirche und Moschee / © Harald Oppitz (KNA)
Kirche und Moschee / © Harald Oppitz ( KNA )

domradio.de: Friedensverpflichtung klingt ja fast schon nach der Verhinderung von Krieg. Was war denn der Anlass, dass Sie sich vor elf Jahren gegründet haben?

Hannelore Bartscherer (Vorsitzende des Katholikenausschusses der Stadt Köln): Der Anlass war, dass die Bundesregierung damals ein Programm namens "Weißt du, wer ich bin?" aufgelegt hatte. Christen, Juden und Muslime lernen sich kennen, erzählen einander von sich und ihren Religionen, ihrem Leben und ihrer Geschichte und bauen damit Mauern in Köpfen ab. Das war vor elf Jahren. Da haben wir uns in Köln gedacht, Christen, Juden und Muslime miteinander, das passt für uns. So ist dann ein Kreis entstanden, der sich ebenfalls "Weißt du, wer ich bin?" nennt. Der hat sich überlegt, womit man gründungsmäßig an die Öffentlichkeit geht. Das war dann die Idee einer Kölner Friedensverpflichtung, die wir im Oktober 2006 im Kölner Rathaus unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Oberbürgermeisters Fritz Schramma aus der Taufe gehoben haben. An diese Selbstverpflichtung, die Kölner Friedensverpflichtung, wollen wir heute erinnern.

domradio.de: Was beinhaltet denn diese Verpflichtung?

Bartscherer: Jeder und jede verpflichtet sich selbst, immer dann, wenn es um Hass, Ausgrenzung und Gewalt geht, einzuschreiten, sich dagegen zu stellen, die rote Karte zu zeigen und zu sagen: Mit mir nicht.

domradio.de: War die Friedensverpflichtung in den vergangenen elf Jahren denn erfolgreich?

Bartscherer: Ich glaube, dass es ein Prozess ist, der bei den einzelnen Menschen stattfindet. Wir haben in den vergangenen elf Jahren immer mindestens einmal im Jahr an die Friedensverpflichtung erinnert. Wir haben damit erinnert, indem wir eine Schulklasse zu einem vormittäglichen Ausflug eingeladen haben. Wir haben Moscheen, Synagogen und christliche Kirchen besucht und haben den Kindern - in der Regel waren es Schülerinnen und Schüler von vierten Klassen - erklärt, wie Muslime, Juden und Christen beten und wie es in den jeweiligen Gotteshäusern aussieht. Wir haben ferner aufgezeigt, was die einzelnen Religionsgemeinschaften prägt, was sie gut finden und wofür sie sich einsetzen. Die Schulen haben das auch inhaltlich immer mit den Kindern vorbereitet.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


 Henriette Reker mit Hannelore Bartscherer / © Ingo Brüggenjürgen  (DR)
Henriette Reker mit Hannelore Bartscherer / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )
Quelle:
DR