Elf Jahre nach dem WJT in Köln: Erzbischof Koch blickt zurück

Glaubensfest und Kreuzkröte

Vor elf Jahren feierten eine Million Jugendliche den Abschlussgottesdienst des Weltjugendtages auf dem Marienfeld bei Köln. Am Freitag findet dort wieder ein Gottesdienst statt. Damals nah dran war der heutige Erzbischof von Berlin, Heiner Koch.

Weltjugendtag 2005  / © epa ansa Pier Paolo Cito (dpa)
Weltjugendtag 2005 / © epa ansa Pier Paolo Cito ( dpa )

domradio.de: Sie waren damals der Generalsekretär des Weltjugendtages. Wie ist damals die Wahl des Ortes für den Abschlussgottesdienst auf das Marienfeld gefallen? 

Heiner Koch (Erzbischof von Berlin): Die Suche war nicht so ganz einfach. Wir haben früh mit der Planung und Suche nach einem geeigneten Platz begonnen. Schon Jahre vor dem Weltjugendtag. Wir hatten zunächst in Hangelar in Sankt Augustin bei Bonn einen sehr gut geeigneten Platz gefunden. Er war aus vielerlei Gründen - von der Infrastruktur, der Anwohnerzahl und von der Beschaffenheit des Bodens her - sehr passend. Dann gab es aber immer wieder wegen der Umwelt Einsprüche. Zum Teil waren sie auch nachvollziehbar, aber am Ende hatte ich das Gefühl, die wollten verhindern, dass wir dort sind.

domradio.de: Die Erhaltung der Kreuzkröte hat Ihre Pläne durchkreuzt, richtig? Wie sehr haben Sie sich darüber geärgert?

Koch: Die Kröte war nur ein Grund, es ging nachher auch um das Ausbuddeln der Bomben dort. Wir haben uns schon geärgert, weil wir dauernd im Gespräch waren. Und immer wieder wurden neue Punkte auf den Tisch gebracht. Wir haben damals weit mehr getan für den Umweltschutz, als vorgesehen war. Das wurde nach dem Weltjugendtag mit Preisen für die Nachhaltigkeit honoriert. Aber am Ende standen wir unter Zeitdruck und brauchten einen Platz. So viele geignete Plätze gab es ja im Rheinland nicht.

domradio.de: Der Abschlussgottesdienst fand dann auf dem Marienfeld statt und schon am Vorabend die Vigil. Soweit ich das in Erinnerung habe, lief das alles ohne Zwischenfälle. War damals die Sicherheit zum Beispiel hinsichtlich eines möglichen Terroranschlags überhaupt schon ein großes Thema?

Koch: Ja, Sicherheit war ein großes Thema. Wir waren froh, dass wir mit dem früheren Polizeipräsidenten einen erfahrenen Mann gefunden hatten, der gerade in der Terrorismusbekämpfung hoch versiert war und viele gute Kontakte hatte. Es war eine sehr gute Zusammenarbeit. Aber so aktuell wie das heute ist und so brisant vor Augen stand es uns nicht.

domradio.de: Wie war das für Sie oben neben dem Papst zu stehen und die Messe mit zu zelebrieren?

Koch: Ich stand nur begrenzt oben. Ich bin nämlich die ganze Zeit hin und her gelaufen und habe mich mit den Organisatoren hinter der Bühne und dem Altar abgesprochen. Wir waren quasi immer einen Schritt weiter und haben uns während der Messe schon überlegt, wie wir die Pilgerrückströme organisieren. Ich stand die ganze Zeit unter Strom.

domradio.de: Es gab ja dann die Überlegungen, das Marienfeld und den künstlich aufgeschütteten Papsthügel als Ort des Andenkens zu erhalten oder aber alles wieder rückzubauen. Sind Sie zufrieden mit der heutigen Gestaltung?

Koch: Ich bin sehr froh, dass der Platz so erhalten wurde. Auf ihm werden immer noch Gottesdienste gefeiert, so wie heute auch. Und noch immer fahren Gruppen wieder hin.

Für uns ist das ja auch nicht irgendein Platz. Der Marienfeld ist ja ein Hügel, und wir haben die Bedeutung von Bergen der Anbetung aus der Bibel dort umgesetzt. In der Heiligen Schrift sind solche Orte immer wieder als Orte der Nähe Gottes beschrieben. Dass der Platz so erhalten wurde und so einfach und gut gestaltet wurde, das freut mich natürlich sehr.

Das Interview führte Tobias Fricke.

 


So sah der rund zehn Meter hohen Altarhügel auf dem Marienfeld während der Bauphase aus. Der Hügel wurde im Anschluss noch begrünt. / © Harald Oppitz (KNA)
So sah der rund zehn Meter hohen Altarhügel auf dem Marienfeld während der Bauphase aus. Der Hügel wurde im Anschluss noch begrünt. / © Harald Oppitz ( KNA )

Erzbischöfe Koch und Woelki / © Wolfgang Kumm (dpa)
Erzbischöfe Koch und Woelki / © Wolfgang Kumm ( dpa )
Quelle:
DR