Deutschlands ältestes Zisterzienserinnen-Kloster hat eine neue Äbtissin. Der Generalabt des Zisterzienserordens, Mauro-Giuseppe Lepori, führte am Samstag Schwester Elisabeth Vaterodt (60) feierlich als Vorsteherin der Zisterzienserinnenabtei Sankt Marienthal in ihr Amt ein. Die "Äbtissinnenweihe" fand im Rahmen eines Gottesdienstes in der gerade sanierten Klosterkirche statt. Dazu kamen mehrere hundert Gäste aus ganz Deutschland.
Segensreiche Stätte
Die 15 Ordensfrauen der 1234 gegründeten Abtei hatten Vaterodt schon im Februar zur Nachfolgerin von Elisabeth Wollmann gewählt, die im Januar im Alter von 75 Jahren von dem Amt zurückgetreten war. Eine "Äbtissinnenweihe" ähnelt einer Bischofsweihe. Sie ist aber keine sakramentale Weihe nach katholischem Verständnis, sondern eine feierliche Segnung. Dabei übergab Lepori der Äbtissin die Benediktusregel, den Ring und den Äbtissinnen-Stab. In einem Dankeswort sagte die neue Äbtissin, die Zeit seit ihrer Wahl im Februar sei für sie "noch immer sehr schwer einzuordnen". Zugleich bat sie die Anwesenden um das Gebet, damit das Kloster neue Berufungen erfahren dürfe. Marienthal solle auch unter ihrer Leitung "eine segensreiche Stätte für die Kirche und die Welt" bleiben. Der Wahlspruch der neuen Äbtissin, "Una caritate" (In einer Liebe), ist der Charta Caritatis des Zisterzienserordens entnommen.
Gelernte Altenpflegerin
Elisabeth Vaterodt stammt aus einer katholischen Familie aus Deuna im Eichsfeld. Sie absolvierte Ausbildungen zur Stenotypistin und Altenpflegerin und leitete ein Altenpflegeheim in Jena, bevor sie 1985 in das Kloster eintrat. Nach der Wende betreute sie die mehr als 25 Jahre dauernden Sanierungsarbeiten an den zahlreichen Klostergebäuden. Seit 2009 war sie Priorin des Klosters. Nach dem Neißehochwasser von 2010 engagierte sie sich maßgeblich bei den Wiederaufbauarbeiten. Zudem gehört sie dem Vorstand der Stiftung für das Internationale Begegnungszentrum Sankt Marienthal (IBZ) an. Es wurde nach 1992 auf dem Klostergelände errichtet. - Das Kloster Marienthal ist das älteste Zisterzienserinnenkloster in Deutschland, das seit seiner Gründung ununterbrochen besteht. Es wurde 1234 von Königin Kunigunde von Böhmen gegründet und blieb auch nach der Reformation katholisch. Neben dem IBZ hat das Kloster auch die Trägerschaft für den Pater-Kolbe-Hof, ein Wohnheim mit Werkstatt für geistig behinderte Menschen.