Emcke mit Friedenspreis ausgezeichnet

Plädoyer für Freiheit

Die Publizistin Carolin Emcke ist mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. In ihrer Dankesrede rief Emcke dazu auf, sich gemeinsam für eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft einzusetzen.

Carolin Emcke (m.) neben Bundespräsident Joachim Gauck / © Arne Dedert (dpa)
Carolin Emcke (m.) neben Bundespräsident Joachim Gauck / © Arne Dedert ( dpa )

"Pseudoreligiöse und nationalistische Dogmatiker" wollten alle einschüchtern, "die sich einsetzen für die Freiheit des einzigartigen, abweichenden Individuellen", sagte die 49-Jährige. In Wahrheit gehe es ihnen nicht um Muslime, Flüchtlinge oder Frauen.

Jeder einzelne gefragt

Es sei mühsam, sich für Freiheit und Demokratie einzusetzen, räumte Emcke ein, und es werde immer wieder Konflikte um verschiedene Praktiken und Überzeugungen geben. "Aber warum sollte es auch einfach zugehen?" Jeder Einzelne sei gefragt, "sprechend und handelnd" einzugreifen in "diese sich zunehmend verrohende Welt". Dazu könnten "alte Menschen und junge" beitragen, "die mit Arbeit und die ohne, die mit mehr und die mit weniger Bildung, Dragqueens und Pastoren, Unternehmerinnen und Offiziere".

Ansprache persönlicher Themen

Emcke sprach auch persönliche Themen an, ihre Homosexualität und religiöse Fragen. Es sei eine "merkwürdige Erfahrung", dass etwas so Persönliches wie die Liebe "für andere so wichtig sein soll, dass sie für sich beanspruchen, in unsere Leben einzugreifen und uns Rechte oder Würde absprechen wollen", sagte sie. Ähnlich erscheine ihr die "Beschäftigung der Islamfeinde mit dem Kopftuch": "als bedeutete ihnen das Kopftuch mehr als denen, die es tatsächlich selbstbestimmt und selbstverständlich tragen".

Menschenrechte, so die Autorin von Büchern wie "Weil es sagbar ist" oder zuletzt "Gegen den Hass", seien indes "kein Nullsummenspiel. Niemand verliert seine Rechte, wenn sie allen zugesichert sind."

Würdigung als große Erzählerin

In ihrer Laudatio würdigte die Philosophin Seyla Benhabib die Preisträgerin als eine "wirklich große Erzählerin". Emcke habe "eine einmalige Mischung aus Reportage, philosophischer Reflexion und literarischer Komposition geschaffen, durch die sie 'moralisches Zeugnis' ablegen kann über menschliches Leid in gewaltsamen Konflikten, aber auch über andere Formen von Leid und Schweigen, die all jene verspüren, die anders sind, sei es sexuell, psychologisch, religiös oder ethnisch".

Die Verleihung fand am Sonntag vor rund 1.000 geladenen Gästen in der Frankfurter Paulskirche statt; unter ihnen war auch Bundespräsident Joachim Gauck.

 

Quelle:
KNA