Energiepreise treiben Kosten - Inflation bei vier Prozent

Alles wird teurer

Die negativen Rekorde reißen nicht ab. Anfang der Woche erreichten die Verbraucherpreise in der Eurozone einen neuen Höchstwert. Die Preissteigerung beschleunigte sich im Juni stärker als erwartet und erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent. Vor allem die stetig steigenden Energiepreise verteuern die Lebenshaltungskosten. Familien und Geringverdiener sind besonders betroffen.

 (DR)

Teuer geworden sind vor allem Energie und Lebensmittel. Menschen mit geringem Einkommen, die ihr Geld einzig für die Dinge des täglichen Bedarfs ausgeben, sind daher von diesen Preissteigerungen besonders betroffen. Die Inflation für diese Menschen kann daher deutlich über der offiziellen Rate liegen. Eine Schweizer Studie hat die Inflationsrate für Familien schon im April mit fünf Prozent angegeben. Die offizielle Rate lag da noch bei drei Prozent.

Öl als Preistreiber
Die Inflation in der Eurozone liegt inzwischen mehr als doppelt so hoch wie die von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten zwei Prozent. Volkswirte rechnen mit weiteren Steigerungen. Dafür werde der ungebremste Aufwärtstrend beim Rohölpreis sorgen.

Am Montag war der Ölpreis auf fast 144 Dollar gestiegen. Der Generalsekretär der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) macht für den hohen Ölpreis Spekulanten verantwortlich. Wegen des schwachen Dollar fließe spekulatives Geld in den Ölmarkt, erklärte Abdalla Salem el-Badri.

Um die Geldmenge zu reduzieren wird die Europäische Zentralbank voraussichtlich die Zinsen erhöhen. Die Zentralbanken müssten der «Inflationsmentalität» entgegen wirken ist der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, überzeugt. Er gehe davon aus, dass die EZB am Donnerstag «entschlossen handeln» und eine Zinserhöhung beschließen wird. Walter sagte der Deutschen Welle: «Das ist schmerzhaft und wird konjunkturell sicher Schäden auslösen".

Inflation oder Wachstum?
Höhere Zinsen können das sich bereits abschwächende Wirtschaftswachstum noch stärker bremsen. Vertreter von SPD und Gewerkschaften haben daher vor einer Anhebung des Leitzinses gewarnt. «Die EZB muss bedenken, dass sie mit einer Zinserhöhung ein falsches Signal setzen könnte, weil diese im Abflauen der Konjunktur prozyklisch wirken könnte», sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel».

Die Gewerkschaften haben ebenfalls ein Problem mit einer Straffung der Geldpolitik. Die Ursache der Inflation komme von außen, argumentiert Dierk Hirschel, Chefökonom des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). «Höhere Zinsen werden nicht dafür sorgen, dass Chinesen weniger Fleisch und Inder weniger Milch konsumieren», sagte er dem «Tagesspiegel». «Sie werden auch nicht bewirken, dass mehr Öl in die Adern des fossilen Kapitalismus fließt», fügte er hinzu.

Bundeswirtschaftsminister Glos (CDU) hofft dagegen auf eine Zinserhöhung. Auch er warnt vor einem Abschwung. Wer glaube, Inflationsrisiken ignorieren zu können und damit etwas Gutes für die Konjunktur zu tun, habe die schmerzhafte Lektion der ersten Ölpreiskrise der 70er-Jahre nicht gelernt, sagte Glos dem «Handelsblatt». Damals war die Wirtschaft nach einer hohen Inflation in eine lang anhaltende Rezession gestürzt. Viele Arbeitnehmer verloren ihre Jobs.