Auf einmal hebt ungestüm und aus tiefster Seele eine Frauenstimme an: "Hoy a la tierra el cielo envia"… kurz darauf stimmen acht andere Chilenen ein: "Glo o o o o o o o o o ria".
Stumm staune ich. Schäumend im Gesang Bahn bricht sich eine unglaubliche Freude Bahn. Geradezu mit Händen zu schöpfende Freude auf dem Weg nach Bethlehem. Dorthin wo Jesus geboren ist. Ich bade in etwas, das ich, so echt und wahrhaftig, noch niemals gefühlt habe.
Ich bade in der Freude darüber, dass Jesus sich der Welt geschenkt hat.
Diese chilenische Gruppe, buchstäblich um die halbe Welt gereist, pilgert auf den Spuren Jesus. Sie gehen an die Orte, von denen sie so schon so lange hören.
Seit Jahren teilen diese Frauen und Männer, wie sie es nennen, die Bibel miteinander. Jeden Tag lesen sie ein kleines Stück aus dem Neuen Testament, verknüpfen es mit ihrem Leben im Armenviertel, erzählen von Glück und Leid und beratschlagen, wie das Reich Gottes, von dem sie glauben, es sei schon da, Wirklichkeit wird.
Auch in den Armenvierteln, die eben ihr Zuhause sind.
Die biblischen Orte zu betreten und in ihnen wie in Riesenkulissen umherzulaufen, ist auch gegen Ende der Reise auf der Fahrt nach Bethlehem ein Wunder für sie. Sie staunen dankbar über jeden neuen Tag. Und heute gießt sich diese Dankbarkeit in ein Lied.
Meine Gedanken ziehen zu unseren Weihnachtsfesten. Geschenke, festliches Essen, Besuche. Das ist auch Weihnachtsfreude, natürlich. Aber sie ist gut versteckt, in all dem Stress, der Hektik und der Rennerei. Wer von uns erlebt Weihnachten schon so, wie es unsere Vorfahren besangen? Die dichteten in ihren Liedern immerhin, Christ der Retter sei ihnen geboren!
Die tiefe Gloria - Freude meiner chilenischen Freunde hat den Bus bis unter die Decke vollgesprudelt. Schöner können die Engel auf den Feldern vor Bethlehem vor 2000 Jahren auch nicht geklungen haben!
Uns allen wünsche ich, dass die Freude jetzt mal kurz aus dem Radio zu ihnen weitersprudelt. Dann können wir vielleicht auch selbst anfangen uns so zu freuen.