Ehe, Familie, Sexualität

Enthaltsamkeit und Homosexualität

domradio.de-Bibel setzt sich in der vierten Sendung mit den komplexen Themen Enthaltsamkeit und Homosexualität in biblischen Texten auseinander. Hören Sie jetzt die Sendung im Podcast.

Homosexuelles Paar  / © Michael Reichel (dpa)
Homosexuelles Paar / © Michael Reichel ( dpa )

Der Begriff Enthaltsamkeit wird meist mit dem Verzicht auf sexuelle Handlungen und heute durch Zölibat und Sexuallehre vor allem mit der katholischen Kirche in Verbindung gebracht. In der Tat geht es in der Bibel nicht selten darum, auf Ehe und Fortpflanzung zu verzichten, vor allem wenn die Aufforderung zu Enthaltsamkeit mit der Androhung eines Unheils in Verbindung steht, wie dies bei Jeremia der Fall ist.

Ob es besser ist zu heiraten oder ehelos zu leben, diese Frage scheint die Gemeinde in Korinth bewegt zu haben, so dass sich der Apostel Paulus genötigt sieht, darauf in einem seiner Pastoralbriefe zu antworten. Auch wenn ihm persönlich die Ehelosigkeit näher liegt, so will er jedoch das Heiraten nicht gering schätzen. Die Ehe ist ihm aber wohl eher ein Instrument gegen die Unzucht als ein Liebesbund.

Ein stark vermintes Feld unter den Synodenthemen ist das der Homosexualität. Auch in der Bibel ist sie an einigen Stellen ein Thema. So wird im Buch Levitikus die Todesstrafe für homosexuelle Handlungen gefordert. Der auch oftmals in diesem Zusammenhang herangezogene Text über die Männer von Sodom während des Besuchs der Engel bei Lot kurz vor der Zerstörung der Stadt hat jedoch weniger mit homosexuellen Neigungen zu tun, sondern mehr mit sexueller Erniedrigung, wie sie in manchen Gefängnissen oder beim Militär hin und wieder geschieht.

Das Neue Testament geht mit Homosexualität keineswegs immer milder um als die Bücher der Tora. So greift Paulus in seinem Brief an die Römer einerseits die mosaischen Vorschriften auf, stellt sich aber hier in die Tradition der aus den Psalmen bekannten Unheilswünsche. "Das heißt, der Mensch ist nicht Vollstrecker eines solchen Urteils", sagt Gunther Fleischer von der Erzbischöflichen Bibel- und Liturgieschule in Köln. "Es geht also nicht darum, an homosexuellen Menschen die Todesstrafe zu vollstrecken. Und wir müssen heute schauen: Wie sieht Bibel Homosexualität und was wissen wir heute von Homosexualität? Was man vermitteln kann, ist die damalige Sicht auf Homosexualität, die eine andere ist als die heutige."

Zu besprechende Texte:

- Jer 16,1-9

- 1 Kor 7,1-11

- Gen 19,1-13

- Röm 1,18-32