Entwicklungshelfer-Appell vor G-8-Gipfel

Butter bei die Fische

Nach dem Heimspiel in Heiligendamm im vergangenen Jahr kommen Angela Merkel und ihre G-8-Kollegen in diesem Jahr in Japan zusammen. Die Themen bleiben die selben: Kampf gegen Armut, HIV und Klimawandel.

 (DR)

Die G-8-Staaten haben nach Einschätzung von Entwicklungsorganisationen ein massives Glaubwürdigkeitsproblem, wenn das diesjährige Treffen in Japan keine konkreten Ergebnisse liefert. In vielen Bereichen wie dem Kampf gegen Armut, HIV und Klimawandel müsse endlich "Butter bei die Fische", sagte der entwicklungspolitische Berater von Oxfam, Reinhard Hermle, in einem
epd-Gespräch. Zahlreiche beschlossene Ziele und Programme seien in der Vergangenheit nicht umgesetzt worden. Stattdessen veranstalteten sie eine "Riesenshow, die oft umgekehrt proportional zum Ergebnis" stehe.

Von dem diesjährigen Treffen vom 7. bis 9. Juli auf der japanischen Insel Hokkaido erwartet Hermle deshalb konkrete Pläne. So hätten die G-8-Länder 2005 die Steigerung der Mittel für die Entwicklungshilfe um 50 Milliarden bis 2010 beschlossen, die jedoch nicht realisiert worden sei. "Bis 2010 sind es nur noch zwei Jahre, und das ist nicht mehr viel Zeit." Die G-8 müssten deutlich machen, wie sie dieses Ziel erreichen wollten.

Außerdem sei im vergangenen Jahr in Heiligendamm zusätzlich zur laufenden Hilfe ein 60-Milliarden-Programm zur Aids-Bekämpfung beschlossen worden, ohne einen zeitlichen Rahmen und eine Verteilung der Beiträge festzulegen. "Je länger der Zeitrahmen hinausgeschoben wird, desto bedeutungsloser ist ein Programm." Denn die Aufgaben werden sonst Hermle zufolge von der laufenden Entwicklungszusammenarbeit übernommen.

Gedämpfte Erwartungen
"Die Erwartungen an das diesjährige Treffen sind vor diesem Hintergrund gedämpft", sagte der Entwicklungsexperte. Vor allem beim Thema Klima könne jedoch eine zusätzliche Dynamik von den Gesprächen der G-8 Vertreter mit den Schwellenländern entstehen. "Es geht unter anderem darum, in welchem Maße China, Indien, Brasilien und Mexiko ebenfalls Verantwortung übernehmen." Dies sei eine sehr kontroverse Frage, denn China zähle mittlerweile zu den großen CO2-Emittenten. Gleichzeitig müssten die Industriestaaten zu ihrer historischen Verantwortung stehen, Hauptverursacher des Klimawandels zu sein.

Vor allem Brasilien werde sich wahrscheinlich vehement dagegen wehren, dass die staatliche Förderung von Biotreibstoffen überprüft oder gar ausgesetzt werde, da seine Wirtschaft darauf setze, schätzt Hermle ein. Dennoch müsse beachtet werden, inwieweit die Produktion von Pflanzen zur Herstellung von Agrartreibstoffen mit der Nahrungsmittelproduktion konkurriere.

Ein weiteres dringendes Problem sei der Gesundheitsbereich. Die
nationalen Gesundheitssysteme müssten gestärkt und es müsse
beispielsweise etwas gegen den Fachkräftemangel in den armen Ländern
unternommen werden. "Dazu wollen wir gerne Klartext sehen und hören",
betonte Hermle.