Das christliche Hilfswerk "Open Doors" hatte vor zwei Wochen eine Erhebung über "Religiös motivierte Übergriffe gegen christliche Flüchtlinge in Deutschland" veröffentlicht und darin von flächendeckenden Fällen von Gewalt und Drangsalierung gegenüber Christen in den Unterkünften berichtet.
Nun habe die Organisation auf Anfrage der Zeitung eingeräumt, dass fast zwei Drittel der in der Erhebung aufgeführten mutmaßlichen Opfer aus einer einzigen Gemeinde in Berlin stammten. In der Publikation heißt es aber: "Die Erhebung fand deutschlandweit statt."
Zweifel an Darstellung der Opfer
Auch die Nachprüfung einzelner von "Open Doors" als besonders krass dargestellter Fälle habe zu erheblichen Zweifeln an der Darstellung der mutmaßlichen Opfer geführt, berichtet die Zeitung weiter. Hintergrund sei unter anderem, dass es Kreise gebe, die versuchten, "mit Konvertiten oder angeblichen Konvertiten Politik zu machen".
Der Geschäftsführer von "Open Doors", Markus Rode, habe zudem im Gespräch mit der F.A.S den Vorwurf erhoben, die großen Kirchen in Deutschland würden das Ausmaß der Gewalt vertuschen. Ein Grund dafür sei, dass die Kirchen selbst Betreiber von Flüchtlingsheimen seien. Rode habe gesagt, so die Zeitung, er könne 500 Fälle von religiös motivierter Gewalt in kirchlich betriebenen Heimen nennen. Auf Nachfrage sei es "Open Doors" binnen einer Woche aber nicht möglich gewesen, einen einzigen Fall in einem kirchlich betriebenen Heim zu nennen.
Kirchen beunruhigt
Darüber hinaus berichtet die Zeitung, es gebe in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Beunruhigung über die "Open-Doors"-Publikation. So heiße es in einer internen Stellungnahme der Westfälischen Landeskirche: "Als Kirche haben wir nun das gleiche Problem wie die staatlichen Organisationen: Die Islamfeinde in der Kirche versuchen, uns vor sich herzutreiben." Die Erhebung sei "als unseriös abzulehnen" und weise "Züge der Pegida Argumentationsweise" auf, zitiert die F.A.S. aus dem Papier.
Auch die katholische Kirche hatte sich nach der Publikation kritisch geäußert. Eine Quantifizierung des Problems "hält die Deutsche Bischofskonferenz aufgrund der ihr vorliegenden Informationen für nicht möglich", hatte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gesagt.
Eine eigene Erhebung und Gespräche mit Betreibern hätten die Einschätzung nahegelegt, "dass Einschüchterung und Diskriminierung (bis hin zu Gewalt) gegenüber christlichen Bewohnern von Flüchtlingseinrichtungen kein geläufiges, wohl aber ein immer wieder auftretendes Problem sind, das ernst genommen werden muss". Die katholische Kirche hatte sich daher auch für die Entwicklung "besonderer Schutzmaßnahmen" ausgesprochen.