Erklärung orthodoxer Rabbiner zum Christentum gilt als "Meilenstein"

"Christen sind unsere Partner"

Juden sehen Christen nun offiziell als "Partner". Das geht aus einem Dokument hervor, das am Mittwoch in Rom dem Papst überheben wurde. Es handelt sich dabei um die erste, offizielle Erklärung rabbinischer Organisationen zum Christentum.

Kippa und Kreuz / © Joern Neumann (epd)
Kippa und Kreuz / © Joern Neumann ( epd )

Als einen "Meilenstein in den jüdisch-christlichen Beziehungen" hat die Deutsche Bischofskonferenz eine Erklärung orthodoxer Rabbiner zum Christentum bezeichnet. Das Dokument "Zwischen Jerusalem und Rom" war am Mittwoch bei einer Audienz Papst Franziskus übergeben worden. "Für uns Katholiken ist diese Erklärung eine große Ermutigung, den Dialog mit dem Judentum auch weiterhin engagiert fortzuführen", erklärte der Vorsitzende der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr. Es bleibe zu hoffen, dass die Erklärung eine breite Aufnahme in der Theologie und in der Öffentlichkeit finde und den jüdisch-christlichen Beziehungen neue Impulse gebe.

"Es ist die erste offizielle Erklärung rabbinischer Organisationen zum Christentum", so Erfurts Bischof. Zwar habe es schon vorher Erklärungen einzelner Gruppen von Rabbinern gegeben, die im christlich-jüdischen Dialog aktiv seien. Im aktuellen Fall sei sie jedoch gemeinsam von der Europäischen Rabbinerkonferenz, dem Rabbinical Council of America und dem Israelischen Großrabbinat verfasst worden. Sie gebe einen breiten Konsens der orthodoxen Rabbiner in Europa, den USA und Israel wider.

"Nostra aetate" ist Wendepunkt

Die Erklärung würdigt den Angaben zufolge das Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils "Nostra aetate" als einen Wendepunkt in den christlich-jüdischen Beziehungen und die nachkonziliare Verkündigung der Päpste bis in die Gegenwart.

In den vergangenen Jahrzehnten habe die Kirche ihre Feindseligkeit gegenüber dem Judentum überwunden, so dass Vertrauen und Zuversicht zwischen Christen und Juden hätten wachsen können.

"Christen gebührt besonderer Status"

Die Rabbiner erwähnen nach Angaben der Bischofskonferenz die theologischen Unterschiede zwischen Judentum und Christentum und ergänzen, dass "den Christen ein besonderer Status gebührt, da sie den Schöpfer des Himmels und der Erde anbeten, der das Volk Israel aus ägyptischer Knechtschaft befreite und dessen Vorsehung der gesamten Schöpfung gilt".

Sie sähen Christen "als unsere Partner, enge Verbündete und Brüder bei unserer gemeinsamen Suche nach einer besseren Welt, in der Friede, soziale Gerechtigkeit und Sicherheit herrschen mögen". Papst Franziskus hatte am Mittwoch gesagt, Judentum und katholische Kirche erlebten augenblicklich einen "fruchtbaren Moment des Dialogs". Das spiegele sich auch in der Erklärung.

Papst freut sich über Entwicklung

Auch Papst Franziskus hat die positive Entwicklung im jüdisch-katholischen Verhältnis gewürdigt. "Wir erleben einen fruchtbaren Moment im Dialog", sagte er am Donnerstag nach Vatikanangaben bei einer Begegnung mit europäischen, US-amerikanischen und israelischen Rabbinern.

Dabei bezeichnete er das Dokument "Zwischen Jerusalem und Rom", das sie ihm übergaben, als Zeichen der Anerkennung für Bemühungen der katholischen Kirche um Öffnung gegenüber dem Judentum. Das Dokument würdige die in der Konzilserklärung "Nostra aetate" von vor 50 Jahren enthaltene "Magna Charta des Dialogs zum Judentum".

Theologische Unterschiede bleiben

Durch die schrittweise Umsetzung des Konzilsdokuments hätten sich freundschaftliche und brüderliche Beziehungen entwickelt. "Nostra aetate" habe gegenseitige Kenntnis und Wertschätzung gefördert. Juden und Katholiken hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten in einem fruchtbaren und effizienten Dialog einander angenähert.

Die Rabbinererklärung "Zwischen Jerusalem und Rom" verberge nicht theologische Unterschiede, betonte der Papst. Gleichwohl bekräftige sie den festen Willen zu mehr Zusammenarbeit. Die Rabbiner aus Europa, den USA und Israel bezeichnen Katholiken in ihrer Erklärung als "Partner, enge Verbündete, Freunde und Brüder auf der Suche nach einer besseren Welt, die Frieden, soziale Gerechtigkeit und Frieden genießen kann".

Papst betont gewaltfreies Engagement von Juden und Christen

Franziskus betonte insbesondere die Gewaltfreiheit als verbindenden Grundsatz von Juden und Katholiken.

Es sei sehr wichtig, dass Religionen moralisches Verhalten und Bildung nutzten, um Einfluss auszuüben, "nicht Krieg, Zwang oder gesellschaftlichen Druck", sagte er bei dem Treffen im Vatikan.


Quelle:
KNA , epd
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