Ernährungsminister besucht katholische Vorbild-Kita in Mainz

Pommes gibt es nur ganz selten

Das Schul- und Kitaessen hat keinen guten Ruf. Dies soll sich ändern. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bemüht sich um neue Standards. In der St. Laurentius Kita in Mainz ist das schon lange kein Thema mehr.

Autor/in:
Elena Hong
Katrin Eder (Bündnis90/Die Grünen), Umweltministerin von Rheinland-Pfalz, und Cem Özdemir (Bündnis90/Die Grünen), Bundesernährungsminister, unterhalten sich im Kita St. Laurentius beim Essen mit einem Mädchen / © Andreas Arnold (dpa)
Katrin Eder (Bündnis90/Die Grünen), Umweltministerin von Rheinland-Pfalz, und Cem Özdemir (Bündnis90/Die Grünen), Bundesernährungsminister, unterhalten sich im Kita St. Laurentius beim Essen mit einem Mädchen / © Andreas Arnold ( dpa )

DOMRADIO.DE: Warum legen viele Kitas nicht so viel Wert darauf, was auf den Teller kommt?

Silke Herrmann (Leiterin der katholischen St. Laurentius Kita in Mainz): Ich glaube, das liegt in erster Linie an den Rahmenbedingungen. Man muss damit arbeiten, was man zur Verfügung hat. Die meisten haben einen Caterer und da gibt man die Verpflegung vollständig aus der Hand.

Wir kochen selbst und benutzen dafür zwar gefrorene Lebensmittel wie Fleisch oder Fisch, aber wir kaufen auch regionale Produkte im Dorfladen und im Supermarkt ein.

DOMRADIO.DE: Worauf versuchen Sie zu achten, wenn Sie selber kochen?

Herrmann: Erstmal geht es darum, den Kindern gesundes Essen anzubieten. Aber es hat auch was mit Chancengleichheit zu tun. Alle Kinder unserer Kita sollen Zugang zu Obst und Gemüse haben. So gibt es zum Beispiel zum Frühstück, das die Kinder in der Regel von zu Hause mitbringen, von uns immer noch einen Rohkost-Teller oder Obst dazu. Beim Mittagessen ist es genauso. Es gibt immer ein Angebot an Rohkost und der Nachtisch besteht meistens aus Obst.

Silke Herrmann

"Eine Besonderheit ist, dass die Kinder auch mit der Nachspeise beginnen dürfen."

DOMRADIO.DE: Kommt es bei Ihnen gar nicht vor, dass Kinder sich mal Pommes mit Currywurst oder Schokopudding wünschen?

Herrmann: Selbstverständlich wünschen sich die Kinder das. Bei uns gibt es drei mal die Woche Obst zum Nachtisch, einmal einen ungesüßten Joghurt oder eine Quarkspeise und einmal die Woche auch einen süßen Nachtisch.

So etwas wie Pommes gibt es auch, aber nur zu besonderen Gelegenheiten. Eine Besonderheit ist bei uns, dass wir eine kleine Theke haben, mit warmen und kalten Speisen. Da dürfen die Kinder auch mit der Nachspeise beginnen. 

DOMRADIO.DE: Ein Grund für die großen Qualitätsunterschiede beim Thema Schul- und Kitaessen sind die Preise. Was kostet bei Ihnen ein Tagesgericht?

Herrmann: Wir rechnen das monatlich ab. Es kostet etwas über 4 Euro, genau kann ich das jetzt nicht sagen. Aber bei der Stadt Mainz können Eltern Zuschüsse für das Essen beantragen. Manchen wird das Essen auch komplett bezahlt. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten für Familien mit niedrigem Einkommen.

DOMRADIO.DE: Am Donnerstag hatten Sie wegen Ihres Ernährungskonzepts Besuch von Bundesernährungsminister Cem Özdemir.

Der Bundesernährungsminister der Partei Bündnis 90 Die Grünen hält sich in der Kita St. Laurentius einen Teller über den Kopf. / © Andreas Arnold (dpa)
Der Bundesernährungsminister der Partei Bündnis 90 Die Grünen hält sich in der Kita St. Laurentius einen Teller über den Kopf. / © Andreas Arnold ( dpa )

Herrmann: Das war aufregend für unsere Kita, auch für unsere Kinder, dass sich gleich zwei Minister für unsere Kita interessieren. Zum einen war es Cem Özdemir und zum anderen die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder.

Ich finde es prima, dass sich die beiden sehr dafür interessieren, was den Kindern in der Schule und in Kitas angeboten wird. Cem Özdemir hat sich sehr viel Zeit genommen und hat auch mit den Kindern gesprochen.

Das hat uns schon beeindruckt. Das war schön und man kann auch spüren, dass er authentisch ist und ein echtes Interesse an diesem Thema hat.

DOMRADIO.DE: Was müsste sich aus Ihrer Sicht verändern, um die Qualitätsunterschiede des Essens in der Breite zu verbessern?

Herrmann: Es müssten bessere Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Finanzielle Mittel sind ein Thema, manchmal muss man auch räumlich etwas verändern, um eine gute Athmosphäre zu schaffen.

Es geht vor allem darum: Wie ist das Miteinander? Wie groß sind die Gruppen, in denen gegessen wird?

Vor ein paar Jahren haben wir unser Konzept umgestellt. Wir haben zwei Essensbereiche und wir haben einen gleitenden Zeitraum für das Mittagessen. In dem können die Kinder kommen, wie sie das möchten. Dieses Konzept hat sich wunderbar bewährt. 

Das Interview führte Elena Hong.

Quelle:
DR