"Damit werde ich jeden Tag konfrontiert", sagte er an diesem Donnerstag vor Journalisten in Oberhausen. Er versuche, sich in die Absender hineinzuversetzen, "um dann umso wirksamer einen Wagen zu bauen, der sie wirklich ärgert". Autoritäres Denken sei weltweit im Aufschwung, weshalb die Satire in den vergangenen Jahren wichtiger geworden sei. "Es geht jetzt um was", betonte Tilly.
Bekannt ist der Bildhauer für seine provokanten Karnevalswagen, die seit 36 Jahren auf dem Rosenmontagszug in Düsseldorf zu sehen sind. Auch in diesem Jahr fährt im Düsseldorfer Rosenmontagszug wieder ein "Toleranzwagen" mit, den Tilly gestaltet hat. Äußerlich sei der Wagen der Religionsgemeinschaften beinahe unverändert, sagte der Brauchtumsmanager der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf und Mitinitiator des Projekts, Walter Schuhen.
Das Gefährt zeigt einen Imam, eine evangelische Pastorin, einen katholischen Priester und einen jüdischen Rabbiner. Im Vergleich zum Vorjahr wurde allerdings das Logo des Kreises der Düsseldorfer Muslime (KDDM) durch das Symbol des neuen Karnevalsvereins "Orient-Okzident-Express" ersetzt. Der KDDM habe freiwillig der neu gegründeten Gesellschaft "Orient-Okzident-Express" den Platz überlassen, hieß es. Laut dem Vorsitzenden Ataman Yildirim zeigt das Vereinslogo den rückwärts auf seinem Esel sitzenden Nasreddin Hodscha, der in etwa "der islamische Till Eulenspiegel" sei. Seine Botschaft laute: "Man kann es nicht allen Recht machen."
Immer wieder nimmt Tilly Politik, Gesellschaft und Kirche aufs Korn. Skizzen, Zeichnungen und einige seiner überdimensionalen Figuren sind nun erstmals in einem Museum ausgestellt. Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zeigt von Sonntag an bis zum 14. Juni die Schau "Jacques Tilly - Politik und Provokation - Karikaturen XXL".
Dass Tillys Werke auch international wahrgenommen werden, verdeutlicht eine Medienwand im Museum. Fotos seiner Plastiken sind unter anderem in der chinesischen, iranischen, polnischen und US-amerikanischen Presse erschienen. "Die Wagen werden überall verstanden", erklärte der Künstler. "Auch in den Ländern, wo sie gebraucht werden."