Die Priesterausbildung steht erneut auf der Tagesordnung der Bischöfe. Wegen rückläufiger Kandidatenzahlen steigt der Druck auf die bisherigen Standorte.
Am Dienstag hatte die Deutsche Bischofskonferenz dazu das Papier einer Arbeitsgruppe veröffentlicht, was in bayerischen Kirchenkreisen für einiges Stirnrunzeln sorgte. Würden die Vorschläge umgesetzt, müssten künftig alle bayerischen Priesteranwärter in München studieren. Bisher können sie das auch in Augsburg, Regensburg, Würzburg und Eichstätt.
Als einziger bayerische Standort für das Vorbereitungsjahr wird in dem Papier Bamberg genannt. Dort gibt es bereits einen Verbund. Den ersten Ausbildungsabschnitt absolvieren im "fränkischen Rom" auch die Seminaristen aus Berlin, Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz, Magdeburg, Speyer, Würzburg und Eichstätt. Für die praktische Phase nach dem Studium müsse die Freisinger Bischofskonferenz noch einen Standort festlegen, heißt es.
Thema gilt als schwierig
Die bayerischen Bischöfe haben das Thema bisher gemieden, zumindest in der Öffentlichkeit. Es gilt als vermintes Gelände, vor allem für diejenigen, die etwas zu verlieren haben. Diskussionen liefen bisher laut Insidern nach dem Motto: Wie klein darf eine Hausgemeinschaft sein, um noch als Seminar durchgehen zu können?
Es war der Münsteraner Bischof Felix Genn, der 2016 einen neuen Stein ins Wasser warf, ausgerechnet in Eichstätt, und das auch noch bei der 450-Jahr-Feier des ältesten deutschen Priesterseminars. Die Bistümer sollten sich "endlich" zu der Entscheidung durchringen, ihre teils nur noch spärlich bewohnten Priesterseminare zu "einigen wenigen größeren" Einheiten zusammenzulegen, sagte er. Genn leitete die Arbeitsgruppe, die nun beim Ständigen Rat der Bischofskonferenz in Berlin detailliertere Überlegungen vorstellte.
Der Sprecher der bayerischen Regentenkonferenz, Martin Priller, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Veröffentlichung weise auf "erhöhten Gesprächsbedarf" hin. Von einer Vorentscheidung könne jedoch keine Rede sein, fügte der Leiter des Regensburger Priesterseminars hinzu.
Das Papier, das ohne bayerische Beteiligung entstanden sei, bewertete Regens Priller als "Teil eines laufenden Prozesses", der Ausbilder und Bischöfe in Bayern ohnehin ständig beschäftige. Über die Schlussfolgerungen der Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz sei in bayerischen Gremien noch nicht gesprochen worden.
Das rückläufige Interesse am Priesterberuf geht indes auch an den Seminaren hierzulande nicht spurlos vorüber. Derzeit bereiten sich laut Priller "gut 120" Kandidaten darauf vor, sich für eine der sieben Diözesen im Freistaat weihen zu lassen. Vor vier Jahren waren es noch 50 Prozent mehr. Zum Teil werde dieses Minus durch Ordensleute kompensiert. Wegen der Bildung größerer Seelsorgeeinheiten hätte mancher Angst, als Einzelkämpfer zu enden, und schließe sich daher einer Priester-Gemeinschaft an.
Bischof Voderholzer will nichts ändern
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer ließ ausrichten, er sehe keinen Anlass, an der Priesterausbildung seines Bistums etwas zu ändern. Vor einigen Jahren wurde eine Kooperation mit dem Bistum Passau geschlossen, das seine Seminaristen zum Studium nach Regensburg schickt. An der Universität Passau lässt sich seit 2009 kein theologisches Vollstudium mehr absolvieren, auch nicht in Bamberg.
Zur Linie des Papiers der Bischofskonferenz passt hingegen eine vor wenigen Monaten publik gemachte Entscheidung der Bischöfe von Würzburg und Bamberg. Deren angehende Priester werden künftig in München studieren. Die bisher von beiden Gruppen in Würzburg gebildete Seminargemeinschaft sei zu klein. Die Bistümer kommen zusammen auf 20 Kandidaten. Die Priesterseminare in Würzburg und Bamberg blieben aber erhalten, hieß es.
Auch in Eichstätt will sich Bischof Gregor Maria Hanke "mit Nachdruck" für den Bestand des Seminars einsetzen. Mit dem Collegium Orientale, das Studenten aus den Ostkirchen beherbergt, zähle Eichstätt schließlich "zu den zahlenstärksten Orten der Priesterausbildung" in Deutschland.