Erneuter Gefängnisaufstand in Brasilien

Mindestens 10 Tote

Die Serie von Gefängnisrevolten in Brasilien reißt nicht ab: Mindestens 10 Menschen sollen bei einem Gefängnisaufstand getötet worden seien. Es war der dritte blutige Gefängnisaufstand im neuen Jahr.

Gefängniszelle / © Patrick Pleul (dpa)
Gefängniszelle / © Patrick Pleul ( dpa )

Am Samstagabend (Ortszeit) kam es örtlichen Medienberichten zufolge zu blutigen Kämpfen zwischen Angehörigen zweier Drogengangs in einer Haftanstalt im nordostbrasilianischen Teilstaat Rio Grande do Norte. Dabei wurden nach widersprüchlichen Polizeiangaben zwischen 10 und 30 Personen getötet. Erst am Sonntagmorgen wollte die Polizei das Gefängnis stürmen.

Die Polizei bestätigte am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit), dass es zehn Tote gegeben habe. Sicherheitskräfte sprachen gegenüber Reportern jedoch von rund 30 Leichen. Ein Sprecher der Gewerkschaft der Gefängniswärter des Teilstaates sagte sogar, es habe mehr als 100 Tote gegeben.

Überfülltes Gefängnis

Nach Polizeiangaben befinden sich 1.140 Häftlinge in dem Gefängnis nahe der Stadt Nisia Floresta - das ist rund das Doppelte der eigentlichen Kapazität von 620 Personen. In den fünf Gebäudeteilen der Haftanstalt saßen Mitglieder zweier befeindeter Drogenbanden ein, die um die Vorherrschaft im lokalen Drogenhandel kämpfen. Laut den Medienberichten war es am Samstagabend zu Kämpfen zwischen Angehörigen der Drogenbande "PCC - Erstes Hauptstadtkommando" aus dem südbrasilianischen Sao Paulo und der lokalen Bande "Sindicato do Crime" (Gewerkschaft des Verbrechens) gekommen.

Gefangenen gelang es den Angaben zufolge, den Waffenraum der Anstalt zu stürmen und die Wärter in die Flucht zu schlagen. Später hätten sie abgeschnittene Köpfe über die Gefängnismauer geworfen. Ein Newsportal gab an, in einem Video 17 Köpfe gezählt zu haben.

Erstürmung am Sonntagmorgen

Während der Unruhen gelang es offenbar allen Insassen, in den Innenhof der Anstalt zu gelingen. Das Gefängnis wurde daraufhin von Polizeikräften umstellt, da man eine Massenflucht fürchtete. Mit der Erstürmung wollte man jedoch bis zum Sonntagmorgen (Ortszeit) warten.

Am 1. Januar waren bereits 56 Angehörige der PCC in einer Anstalt in Manaus von einer in der Amazonasregion beheimateten Bande massakriert worden. Eine Woche später rächte sich die PCC und tötete 33 Mitglieder dieser Bande in einem Gefängnis in Boa Vista.

Weitere Tötungen im Land

Zudem war es in den vergangenen Tagen zu weiteren Tötungen und Ausbrüchen von Gefangenen in anderen Anstalten des Landes gekommen. Die Regierung gibt sich nach wie vor überzeugt, die Lage in den meist vollkommen überbelegten Gefängnissen des Landes unter Kontrolle zu haben.


Quelle:
KNA