Die Zunahme an antisemitischen Einstellungen sei auch eine Herausforderung an das kirchliche Bildungswesen, schrieb Marx in einem Grußwort an den Zentralrat der Juden anlässlich des an diesem Sonntag beginnenden jüdischen Neujahrsfests Rosch Haschana.
Der Erzbischof von München und Freising erinnerte dabei an den 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs. Die Ermordung der europäischen Juden sei untrennbar mit der Geschichte dieses Krieges verbunden. "Doch die Shoah war nicht Folge von Kriegshandlungen oder der Besatzungspolitik. Es war der Hass auf das jüdische Volk und das Judentum, der die Mordaktionen leitete, ein Hass ohne gleichen", schrieb Marx.
Das jüdische Neujahrsfest Rosch Haschana
Es habe Christen gegeben, die unter Einsatz ihres Lebens Widerstand geleistet und Juden gerettet hätten. "Doch die meisten Christen haben sich gleichgültig gegenüber dem Leid der Juden verhalten; nicht wenige haben sich an den Verbrechen beteiligt", schrieb Marx. "Die Erinnerung daran erfüllt mich und viele andere heute mit Scham." Auch an das Verhalten von Bischöfen und den Papst richteten sich kritische Fragen.
Der Kardinal äußerte Dankbarkeit gegenüber Papst Franziskus für dessen Ankündigung, im März 2020 die Archive des Vatikans aus der Zeit des Pontifikates von Papst Pius XII. zugänglich zu machen: "Ich hoffe sehr, dass eine solide wissenschaftliche Erforschung der Quellen uns in der Aufarbeitung der Vergangenheit weiterhelfen wird."
Juden in der ganzen Welt feiern von Sonntagabend an drei Tage lang das jüdische Neujahrsfest Rosch Haschana. Damit beginnen die wichtigen Feste im Jüdischen Jahr. An Rosch Haschana, übersetzt das "Haupt des Jahres", feiern die Juden den Anfang der Schöpfung.