"Der Blutritt sollte immaterielles Unesco-Weltkulturerbe werden. Der Antrag scheiterte wohl auch daran, dass es eine reine Männerprozession war. Dieser Schritt war längst überfällig. In Weingarten, Ravensburg und vielen umliegenden Gemeinden gibt es die Blutreiter-Gemeinschaften, die mussten ihre Satzung ändern", sagte die Bürgermeisterin von Baindt, Simone Rürup (parteilos), der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstag).
Zugleich sagte sie aber auch, dass der Schritt nicht überbewertet werden solle: "Frauen waren in gewisser Weise beim Blutritt immer dabei, ohne sie ging es nicht, denn irgendjemand musste ja Haus, Hof und Tiere versorgen. Das war den Blutreitern auch immer wichtig, das haben sie auch immer gezeigt, nur standen die Frauen eben nicht im Vordergrund." Die Diskussion über die Teilnahme von Frauen habe 2019 begonnen. "In den vergangenen zwei Jahren gab es wegen der Pandemie nur kleine Blutritte, deshalb zeigt diese Diskussion erst jetzt ihre Auswirkungen", erklärte die Bürgermeisterin.
Überzeugungsarbeit "eigentlich nicht" nötig
Überzeugungsarbeit habe sie "eigentlich nicht" leisten müssen. "Ich habe den Chef unserer Blutreitergruppe gefragt, dann musste in der Hauptversammlung ein Beschluss herbeigeführt werden." Insgesamt nähmen 98 Gruppen an der Prozession teil, die meisten wollten Frauen zulassen oder hätten es schon. "Natürlich hat es Signalwirkung, wenn ich jetzt als Bürgermeisterin teilnehme. Der Schritt war überfällig, der Blutritt ist eine jahrhundertealte Tradition. Traditionen lassen sich aber nur pflegen, wenn sie zeitgemäß sind", sagte Rürup.
Am Freitag durften erstmal Frauen offiziell mitreiten. Die Tradition des Blutritts reicht ins elfte Jahrhundert zurück, als das Kloster Weingarten Teile einer Heilig-Blut-Reliquie aus dem italienischen Mantua bekam. Sie enthält der Legende nach Erde, die mit dem Blut Christi vermischt ist. Tausende Pilger und Schaulustige besuchten laut Bistum Rottenburg-Stuttgart die Veranstaltung.