Erster Armutsatlas: Deutschland ist dreigeteilt - Osten am ärmsten

Jeder Siebte in NRW unterhalb der Armutsgrenze

Deutschland ist in der regionalen Verteilung von Besitz und Einkommen dreigeteilt. Das geht aus dem ersten Armutsatlas hervor, den der Paritätische Wohlfahrtsverband am Montag in Berlin vorstellte. Am ärmsten ist der Osten, am wohlhabendsten der Süden, die west- und nordwestlichen Bundesländer liegen dazwischen.

Dreigeteilt: Armut in Deutschland (epd)
Dreigeteilt: Armut in Deutschland / ( epd )

Die Spannweite ist in Westdeutschland insgesamt höher, sie reicht von einer Armutsquote von 10 Prozent in Baden-Württemberg bis zu 19,1 Prozent in Bremen. Nordrhein-Westfalen liegt mit 14,6 Prozent im unteren Mittelfeld, im westdeutschen Vergleich im unteren Drittel.

Das ärmste Bundesland, gemessen an der Armutsgrenze der deutschen und europäischen Statistik, ist Mecklenburg-Vorpommern, wo knapp jeder Vierte unterhalb der Armutsgrenze lebt. Es folgen Sachsen-Anhalt, Sachsen, Bremen und Thüringen. Berlin und Brandenburg stehen mit einer Armutsquote von 17,5 Prozent immer noch deutlich schlechter da als das zweitärmste Bundesland im Westen, das Saarland, wo die Quote 16,8 Prozent beträgt.

In Nordrhein-Westfalen lebt etwa jeder siebte Bürger unterhalb der Armutsschwelle. Die Armutslosenquote blieb damit im bevölkerungsreichsten Bundesland in den Jahren 2005 bis 2007 in etwa auf gleichem Niveau: Sie entwickelte sich von 14,4 Prozent in 2005 über 13,9 Prozent ein Jahr später zu 14,6 Prozent in 2007. Am ärmsten sind in NRW das Ruhrgebiet - hier besonders der Raum Dortmund mit 18 Prozent - und die Region Aachen mit 16,2 Prozent. Am wohlhabendsten ist das Münsterland mit einer Armutsquote von 11,8 Prozent gefolgt vom Raum Bonn mit zwölf Prozent.

Ende 2006 bezogen 10,8 Prozent der Bevölkerung in NRW Arbeitslosenunterstützung und Sozialhilfe - das sind 0,7 Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt. Die Arbeitslosigkeit lag 2008 an Rhein und Ruhr mit 8,5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt von 7,8 Prozent. Beim Bruttoinlandsprodukt je Einwohner belegte NRW 2007 mit 29.391 Euro je Einwohner einen vorderen, sechsten Platz. Die meisten Beschäftigten arbeiten in Nordrhein-Westfalen mittlerweile im Dienstleistungssektor. Von den umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland haben zehn ihren Sitz an Rhein und Ruhr.

Die Sozialforscher des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes erarbeiteten den Atlas auf der Basis von Armutsquoten aus den Jahren 2005 bis 2007, also vor der Wirtschaftskrise. Die regionalen Armutsquoten wurden vom Statistischen Bundesamt errechnet. Die Karten geben auch Aufschluss über die sehr unterschiedliche Verteilung von Besitz und Einkommen in den Regionen der einzelnen Bundesländer.