Erstes Massenbegräbnis im Katastrophengebiet auf den Philippinen

Ohne Zeremonie, ohne Gebet

Ohne Zeremonie und ohne Gebet hat in der vom Taifun verwüsteten Stadt Tacloban das erste Massenbegräbnis stattgefunden. Die Hilfe für die Überlebenden kommt endlich auf Touren. Das Erzbistum Köln spendet 100.000 Euro.

Massenbegräbnis von Taifun-Opfern (dpa)
Massenbegräbnis von Taifun-Opfern / ( dpa )

Arbeiter schaufelten Erde auf die Toten. Die meisten waren in Leichensäcke, einige in Decken gewickelt. "Ich hoffe, ich muss so eine Katastrophe nie wieder erleben", sagte Bürgermeister Alfred Romualdez. Die Philippinen sind ein überwiegend katholisches Land.

Akuthilfe aus dem Kölner Erzbistum

Das Erzbistum Köln stellt 100.000 Euro Soforthilfe für die Menschen in den betroffenen Regionen bereit. "Wir stehen in ständigem Kontakt mit den Hilfswerken und Orden, um Nachricht aus den betroffenen Ortschaften zu bekommen und gezielt Hilfe zukommen zu lassen", sagte Nadim Ammann von der Kölner Diözesanstelle Weltkirche/Weltmission.

Die Hilfe der Erzdiözese Köln wird über Caritas International und die Orden abgewickelt.

Hubschrauber im Minutentakt

Mit der Ankunft amerikanischer Marinesoldaten hat sich die Versorgung der Katastrophen-Opfer auf den Philippinen deutlich verbessert. "Hier landen jetzt Hubschrauber im Minutentakt, die Hilfspakete rausfliegen", sagte der Sprecher der deutschen Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany, Mark Rösen, am Donnerstag in Tacloban. Die verwüstete Stadt ist zum Basislager für die Verteilung der Hilfsgüter geworden. Hunderttausende Überlebende hatten seit vergangenem Freitag auf Hilfe gewartet.

Der Flugzeugträger "USS Washington" erreichte das Katastrophengebiet und ankerte vor der Küste von Samar, wie die US-Marine mitteilte. An Bord waren 5000 Soldaten und mehr als 80 Flugzeuge und Hubschrauber. Die Crew unterstützt die US-Truppe, die bereits am Flughafen von Tacloban im Einsatz ist.

Die Black-Hawk-Hubschrauber können am Seil mehr als 1000 Kilogramm Gewicht transportieren. Sie starteten vom Flughafen aus den ganzen Tag mit Hilfspaketen, die vor allem Nahrungsmittel und Trinkwasser enthielten. Im Hafen legte das Frachtschiff "USNS Charles Drew" mit 7000 Litern Trinkwasser und Nahrungsmitteln an.

Regierung: Ab sofort Hilfe auch in entlegenen Gebieten

Die philippinische Regierung wehrte sich gegen Vorwürfe, dass die Hilfe zu schleppend angelaufen sei. Das Ausmaß der Katastrophe habe alle Befürchtungen übertroffen. Nach einer Krisensitzung mit der Behörde für Katastrophenschutz versicherte Verteidigungsminister Voltaire Gazmin, dass spätestens an diesem Donnerstag Helfer mit Hilfsgütern auch die Überlebenden in den abgelegensten Regionen des Katastrophengebiets erreichen. Die Zahl der Todesopfer stand am Donnerstag offiziell bei 2357.

Besonders betroffen sind die Inseln Leyte und Samar im Osten der Zentralphilippinen. Weiter westlich hatte der Taifun am vergangenen Freitag ebenfalls mehrere große Inseln verwüstet. Auf dem Flughafen von Cebu rund 45 Flugminuten von Tacloban entfernt standen am Donnerstag mehr als ein Dutzend Frachtmaschinen aus aller Welt, die Zelte, Decken, Fertighäuser und anderes anlieferten. Den philippinischen Behörden fehlen Lastwagen, um die Hilfsgüter zu verteilen. Das Infrastrukturministerium appellierte daher an Unternehmer, Lastwagen zur Verfügung zu stellen.

Verteidigungsminister Gazmin sagte weiter, die Bergung der Leichen habe Priorität. Die Trümmerberge behinderten jedoch die Arbeiten. "Wir wissen, dass es noch Gegenden gibt, wo Leichen unter den Trümmern vermutet werden", fügte er hinzu. "Wir wollten uns erst um die Lebenden kümmern." Der Verwesungsgestank in Tacloban war unerträglich. "Die Anwohner flehen und regen sich auf - wir machen wirklich, so schnell es geht", sagte Alfredo Gimao, ein Helfer aus Manila in Tacloban.

Langjährige Partnerschaft zwischen Kölner Erzbistum und Philippinen

Das Erzbistum Köln unterhält im betroffenen Katastrophengebiet unter anderem Kontakte zu den Salesianern, die in Borongan ein Jugend- und Berufsbildungszentrum betreiben. Es ist nach dem Taifun beschädigt und steht unter Wasser. In der Erzdiözese Palo, zu der auch Tacloban gehört, bestehen Kontakte zu den "Religious Sisters of Mercy". Die Erzdiözese Köln hat dort den Bau eines Hauses für den Ordensnachwuchs und für alte Schwestern unterstützt.

Zu den Philippinen besteht seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft. Schon 1969 wurde mit Kölner Mitteln "Radio Veritas Asia" in Manila gegründet. Den Grundstein legte der damalige Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Höffner. Bis heute wird der Sender, der in 17 Sprachen Programme in ganz Asien ausstrahlt, von der Erzdiözese Köln unterstützt. Im ganzen Land bestehen Partnerschaften mit diversen Diözesen und Kongregationen. Gerade im Bereich der Schwesternausbildung wurde in den vergangenen Jahren investiert. Durch die vielen Taifune und Erdbeben werden regelmäßig Reparaturarbeiten an kirchlichen Gebäuden notwendig, für die das Erzbistum um Finanzhilfe gebeten wird. Es überweist jährlich zwischen 200.000 und 300.000 Euro für pastorale Projekte auf den Philippinen.

Vorläufigen Schätzungen zufolge sind auf den Philippinen 4,3 Millionen Menschen von den Auswirkungen des Taifuns "Haiyan" betroffen. Wie Caritas International mitteilt, ist dort die Hilfe für die Opfer des verheerenden Taifuns angelaufen. So haben Katastrophenhelfer der Caritas Philippinen und der Caritas USA 18.000 Zeltplanen und eine Million Wasserentkeimungstabletten auf den Weg in die schwer getroffene philippinische Stadt Cebu gebracht; weitere Hilfsgüter stehen bereit.

 


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