Erstmals regulärer Religionsunterricht für Aleviten an NRW-Schulen

Aleviten als Vorreiter

In Nordrhein-Westfalen gibt es erstmals regulären alevitischen Religionsunterricht an Schulen. Das Fach richtet sich an junge Muslime alevitischen Glaubens und wird seit Schuljahresbeginn an vier Grundschulen in Bergkamen, Köln und Wuppertal unterrichtet.

 (DR)

Der Unterricht ist nach Angaben des Ministeriums notenrelevant und dem christlichen Religionsunterricht gleichgestellt. Er werde «nach den Grundsätzen der Alevitischen Gemeinde Deutschlands (AABF)» in deutscher Sprache erteilt. Auch in Hessen wird den Angaben zufolge seit Schuljahresbeginn an drei Stellen alevitischer Religionsunterricht gegeben.

Der Lehrplan für den alevitischen Religionsunterricht wurde laut Ministerium bereits vergangenes Jahr von einer staatlichen Kommission erarbeitet. Er sei nach denselben Grundsätzen aufgebaut, die auch für evangelischen, katholischen und jüdischen Religionsunterricht gelten. So werde den Kindern etwa vermittelt, andere Religionen zu akzeptieren, mit Andersgläubigen ins Gespräch zu kommen und ihnen Respekt entgegenzubringen. Der Unterricht werde von Aleviten erteilt, die bereits im Schuldienst tätig sind, hieß es.

Die Landesregierung hatte die Einführung des Religionsunterrichts für Aleviten seit längerem vorbereitet. Grundlage ist ein bereits 2004 vorgestelltes Gutachten, das die «Alevitische Gemeinde Deutschland» mit Sitz in Köln als Religionsgemeinschaft einstuft.

Das Alevitentum ist innerhalb des Islam ein eigenständiges Bekenntnis. Regulären islamischen Religionsunterricht gab es bisher in keinem Bundesland. Für Kinder anderer islamischer Richtungen wird das Fach nur im Modellversuch unterrichtet. Islamische Verbände konnten sich mit den Regierungen nicht auf Lehrpläne einigen.

Genaue Zahlen über alevitische Schüler liegen laut Ministerium nicht vor. Nach früheren Schätzungen sind von rund 230.000 muslimischen Kindern und Jugendlichen in NRW 30.000 bis 40.000 Aleviten. Von den 3,2 Millionen in Deutschland lebenden Muslimen bekennen sich etwa 350.000 zu der Glaubensrichtung. Sie gilt als gemäßigt und unterscheidet sich deutlich von der sunnitischen und schiitischen Glaubensrichtung im Islam.