Erzbischof Becker warnt vor Spaltung der Gesellschaft

Appell an die Medien

Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker hat vor einer Spaltung der Gesellschaft gewarnt. Immer häufiger stünden sich auch in Deutschland Gruppen mit ihren Weltanschauungen verständnislos bis feindselig gegenüber.

Hans-Josef Becker, Erzbischof von Paderborn / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Hans-Josef Becker, Erzbischof von Paderborn / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )

Erzbischof Becker erklärte, Wissenschaftler warnten insbesondere davor, dass eine misslungene Integration von Flüchtlingen zu einer Spaltung zwischen Einheimischen und Migranten führen könne. Er spüre aber auch die wachsende Kluft zwischen denjenigen, die eine offene, vielfältige Gesellschaft wollten, und denjenigen, die darin eine Bedrohung sähen. Das sagte Becker am Donnerstagabend vor Journalisten in Paderborn.

"Die Welt hat sich an grausame Bilder gewöhnt"

"Das derzeitige weltpolitische Klima benötigt Versöhnung", so der Paderborner Erzbischof. Ein damit einhergehender "befreiter Neuanfang" sei für viele Krisen wünschenswert. Er würde es den Konfliktparteien ermöglichen, sich ehrlich der Schuld zu stellen, die wohl auf allen Seiten zu finden sei. "Dringend notwendig wäre so ein Weg für die Menschen in Syrien", forderte er. Aber gerade dort scheine Versöhnung zwischen den Konfliktparteien ein Ding der Unmöglichkeit. Das Fatale sei, dass die Welt inzwischen kaum noch hinsehe und sich vielleicht schon an die grausamen Bilder gewöhnt habe.

Becker appellierte an die Medienvertreter, sich mit ihren Mitteln für Frieden einzusetzen. Papst Franziskus habe zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel einen "offenen und kreativen Kommunikationsstil" gefordert, der "niemals bereit ist, dem Bösen eine Hauptrolle zuzugestehen, sondern versucht, die möglichen Lösungen aufzuzeigen".

Becker: Statt schlechter Nachrichten über Wege der Versöhnung nachdenken

Damit meine der Papst keine beschönigende Darstellung von Leid und Unrecht. Ihm gehe es darum, dass das Böse und das Unrecht nicht das letzte Wort hätten und dass "schlechte Nachrichten" nicht in einen Fatalismus führten, der keine Auswege mehr erkennen lasse.

Die gegenwärtige Lage müsse zum Anlass genommen werden, über eine bessere Zukunft nachzudenken. "Und vielleicht gehört es heute auch dazu, über Wege der Versöhnung nachzudenken." Auch der christliche Glaube ist nach den Worten Beckers ein Mittel gegen Depression und Hoffnungslosigkeit, die man angesichts einer zugespitzten Weltlage empfinden könne. Der Erzbischof äußerte sich beim traditionellen Medienempfang der Erzdiözese Paderborn in Erinnerung an den Journalisten-Patron Franz von Sales (1567-1622). Die katholische Kirche begeht seinen Festtag am 24. Januar.


Quelle:
KNA