Erzbischof: Drogenkrieg verwandelt Philippinen in Schlachtfeld

Ein "Alptraum"

Sicherheitskräfte auf den Philippinen ermorden reihenweise mutmaßliche Drogendealer. Der philippinische Erzbischof Socrates Villegas hat das Vorgehen von Präsident Rodrigo Duterte als Alptraum bezeichnet.

Präsident Rodrigo Duterte / © Mark R. Cristino (dpa)
Präsident Rodrigo Duterte / © Mark R. Cristino ( dpa )

Werde das Blutvergießen nicht gestoppt, werde eine "Generation von Straßenmördern" die "Generation der Drogensüchtigen" ersetzen, warnte der Erzbischof von Lingayen-Dagupan und Bischofskonferenz-Vorsitzende in einer Botschaft, aus der Medien am Samstag zitierten.

Villegas betonte, er sei schockiert, dass die Morde der vergangenen Monate offenbar nur wenige Menschen beunruhigten. "Wenn Tränen von breitem Lächeln ersetzt werden, jedes Mal, wenn ein Mensch getötet wird, schüttle ich meinen Kopf und frage: Was ist mit der Menschheit geschehen?", schreibt er in der Botschaft, die am Sonntag in allen Kirchen der Erzdiözese Lingayen-Dagupan verlesen werden soll.

Rund 500 Menschen getötet

Er teile den Traum vieler Philippiner von einer Gesellschaft, die nicht von Drogen bedroht werde. Aber, so der Erzbischof weiter: "Verwandeln wir uns in unserem Traum, die Drogensucht auszutilgen, nicht in ein Land der Schlachtfelder?" Die Philippinen würden durch die aktuellen Ereignisse zwar möglicherweise zu einem "sicheren Hafen"; der Preis dafür sei aber etwa, dass Kinder lernten, Morde zu tolerieren. Es gebe in jedem Menschen eine kleine Stimme der Humanität, die jedoch derzeit durch die lautere "Stimme der Rache" zum Schweigen gebracht werde, betonte Villegas. "Ich bin ein Mensch. Und das ist alles, was es für mich braucht, um aufzustehen und zu sagen: Genug!"

Seit der Amtseinführung des neuen Präsidenten Duterte Ende Juni sind nach Schätzungen philippinischer Menschenrechtler rund 500 Menschen wegen mutmaßlicher Verbindungen zur Drogenszene getötet worden. Die Tötungen von Dealern und Süchtigen werden von großen Teilen der Bevölkerung gebilligt. Die Mehrheit der Philippiner hatte Duterte gerade wegen seines Versprechens gewählt, gegen Kriminalität vorzugehen. Nach seiner Amtseinführung hatte der Präsident Drogenhändler und Drogenkonsumenten zur Tötung durch Polizei und Killerkommandos freigegeben.

Protestkampagne  der Bischofskonferenz

Die Philippinische Bischofskonferenz hatte bereits vergangene Woche eine Protestkampagne gegen Dutertes Drogenkrieg gestartet. "Außergerichtliche Tötungen sind gesetzlich verboten. Das ist ein Verbrechen, und man kann Verbrechen nicht durch andere Verbrechen bekämpfen", sagte Weihbischof Broderick Pabillo von der Erzdiözese Manila zum Start der landesweiten Kampagne.


Quelle:
KNA