Erzbischof Gänswein verneint größeren Konflikt mit Papst

"Schaue nicht zurück"

Erzbischof Georg Gänswein betrachtet die Spannungen zwischen ihm und Papst Franziskus als beigelegt. "Was sachlich zu klären war, wurde fein säuberlich geklärt", sagte der frühere Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI.

Erzbischof Georg Gänswein und Papst Franziskus (r.) (Archiv) / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Georg Gänswein und Papst Franziskus (r.) (Archiv) / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Der kürzlich zum Vatikanbotschafter in Vilnius ernannte Erzbischof Georg Gänswein äusserte sich in der der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) zu Berichten über sein Verhältnis zu Papst Franziskus. "Papst Franziskus ist der Nachfolger Petri, dem ich Ehrfurcht und Gehorsam schulde", unterstrich Gänswein.

Er erläuterte: "Es ist von 'sogenannten' Unstimmigkeiten zu sprechen, denn diese wurden hauptsächlich von interessierter Seite in die Welt gesetzt und künstlich am Leben gehalten." Nun gelte es, "um es mit dem heiligen Paulus zu sagen: Ich schaue nicht mehr zurück, sondern richte mich nach dem, was vor mir liegt."

Erzbischof Georg Gänswein / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Georg Gänswein / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Franziskus hatte Gänswein Ende Juni zum Botschafter des Heiligen Stuhls in den baltischen Ländern Litauen, Estland und Lettland ernannt. Seinen Sitz hat der apostolische Nuntius in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Die Diplomatenakademie im Vatikan hat der 67-Jährige nicht durchlaufen.

Interner Streit über Buch

Gänswein war bis zu dessen Tod 2022 ein enger Begleiter des emeritierten Papstes Benedikt XVI., der bürgerlich Joseph Ratzinger hieß und wie Gänswein selbst aus Deutschland stammte. Als Privatsekretär begleitete Gänswein Ratzinger 19 Jahre lang, schon bevor dieser 2005 zum Papst gewählt wurde. 

Kurz vor seinem Amtsverzicht 2013 ernannte Benedikt XVI. Gänswein außerdem zum Erzbischof und zum Präfekten des Päpstlichen Hauses. Dieses Amt hatte Gänswein zunächst auch noch unter Papst Franziskus inne, der ihn Anfang 2020 jedoch von diesen Aufgaben entband.

Papst Franziskus trifft Erzbischof Georg Gänswein (2.v.r.), emeritierter Präfekt des Päpstlichen Hauses, und die gottgeweihten Frauen von "Memores Domini", die sich um Papst Benedikt XVI. und seinen Haushalt gekümmert hatten, am 3. Januar 2024 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus trifft Erzbischof Georg Gänswein (2.v.r.), emeritierter Präfekt des Päpstlichen Hauses, und die gottgeweihten Frauen von "Memores Domini", die sich um Papst Benedikt XVI. und seinen Haushalt gekümmert hatten, am 3. Januar 2024 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Dem war ein interner Streit über die Veröffentlichung eines Buches über den Zölibat vorausgegangen, als dessen Mitherausgeber
fälschlicherweise der emeritierte Papst Benedikt angegeben worden war. 

Erneutes Zerwürfnis über Buch

Kurz nach dem Tod Benedikts am 31. Dezember 2022 kam es zum erneuten Zerwürfnis zwischen Papst Franziskus und Gänswein, als dieser ein Buch mit dem Titel "Nichts als die Wahrheit" veröffentlichte, das unter anderem von Konflikten zwischen Papst Franziskus und seinem Vorgänger handelt. 

Im Juli vergangenen Jahres dann entband Franziskus Gänswein von allen vatikanischen Aufgaben und schickte ihn ohne feste Zuständigkeit in sein Heimatbistum Freiburg.

Gänswein stammt aus Riedern im Südschwarzwald und hat in Freiburg und Rom Theologie studiert. 1984 wurde er zum Priester geweiht.

Gänswein-Buch sorgt für Schlagzeilen

Auszüge aus einem Buch von Erzbischof Gänswein haben in italienischen Zeitungen für Schlagzeilen gesorgt. Die römische Tageszeitung "Il Messaggero" berichtete unter der Überschrift "Am Tag der Beerdigung ein Angriff von Georg gegen Bergoglio", dass Gänswein sich in dem Buch nachträglich über seine Beurlaubung durch Papst Franziskus beklage.

Erzbischof Georg Gänswein / © Paul Haring (KNA)
Erzbischof Georg Gänswein / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
epd