Erzbischof Heße startet Kampagne "Rio bewegt. Uns."

"Schattenseiten bewusst machen"

Mit einem Schülerlauf wurde in Hamburg die Kampagne "Rio bewegt. Uns." gestartet. Ziel ist es, mit den Olympischen Spielen die Lebensbedingungen der armen Menschen in Rio de Janeiro zu verbessern, wie Erzbischof Stefan Heße im Interview verriet.

Eröffnung der Kampagne "Rio bewegt. Uns."  / © Axel Heimken (dpa)
Eröffnung der Kampagne "Rio bewegt. Uns." / © Axel Heimken ( dpa )

Adveniat: Geht es eigentlich bei Olympia noch um den Sport und um friedliche Spiele, oder ist nicht vielmehr der Profit und die Geschäftemacherei in den Vordergrund gerückt?

Erzbischof Stefan Heße: Ich bin nicht der beste Olympia-Experte, aber jeder, der ein bisschen davon Ahnung hat, der weiß, dass natürlich bei so einem Großereignis viele andere Interessen mit vermarktet werden. Leider Gottes fallen dadurch dann auch viele Menschen, die in schwierigen Situationen leben, durch den Blick durch und sind gar nicht mehr im Bewusstsein. Von daher ist Olympia sicherlich ein tolles Großereignis, aber eines, das auch eine Schattenseite hat, die man nicht übersehen sollte.

Adveniat: Warum unterstützen Sie die Kampagne "Rio bewegt. Uns."?

Heße: Weil diese Kampagne ganz konkret den Blick auf Menschen lenkt, die allzu leicht übersehen werden: etwa Kinder, die in schwierigen Situationen leben, die als Kindersklaven arbeiten müssen oder die - auch in sexueller Hinsicht - ausgebeutet werden. Ich finde, dass es gut ist, dass bei einem solchen Großereignis gerade diese Schattenseiten auch bewusst angeschaut werden, um einen Akzent zu setzen und um positive Signale auszusenden.

Adveniat: Viele Versprechungen von mehr Entwicklung und Wohlstand für alle haben sich in Rio bislang nicht erfüllt. Warum sollte uns das hier auch in Deutschland interessieren?

Heße: Auf jeden Fall sind die Menschen es wert, dass sie uns immer interessieren. Wir können ja jetzt nicht einfach sagen, weil es bisher noch nichts gebracht hat, lassen wir es nun bleiben. Die Strategie muss vielmehr sein, da es bisher noch nichts Durchschlagendes gegeben hat, unsere Aktivitäten noch zu vermehren. Deswegen bin ich froh, dass bei dieser Aktion "Rio bewegt. Uns." viele junge Leute mitmachen, so dass auch schon junge Menschen mit diesem Anliegen in Kontakt gebracht werden und dass viele Verbände, kirchliche Gruppierungen, aber auch andere Gruppierungen wie der Deutsche Sportbund sich ganz bewusst zusammenschließen, um hier die Aktion zu verstärken.

Adveniat: Im Jahr 2024 hätten in Hamburg auch die Olympischen Sommerspiele stattfinden können. Ein Volksentscheid hat sich dagegen ausgesprochen. Bedauern Sie das?

Heße: (lacht) Diese Frage richten Sie bewusst an den Hamburger Erzbischof? Ich muss es respektieren, wie es ist. Ich hätte es sehr begrüßt, wenn wir in Hamburg die Olympischen Sommerspiele 2024 hätten feiern können, weil die olympische Idee eine Idee des Friedens ist und das mehr denn je in unserer Gesellschaft vonnöten ist. Aber die Dinge sind, wie sie sind.

Das Interview führte Stephan Neumann.


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