Die finanzielle Lage sei "so desaströs, dass keiner sich zurücklehnen kann und sagen kann, an ihm gehe das vorbei", erklärte Erzbischof Stefan Heße im Gespräch mit dem NDR: "Es werden alle betroffen sein. Und ich glaube, es wird nicht nur eine oberflächliche Kurskorrektur sein, sondern es wird ans Eingemachte gehen."
Krise als Chance begreifen
In der ersten Jahreshälfte 2018 müssten konkrete Sanierungsbeschlüsse fallen, so Heße. Es sei wohl kaum zu vermeiden, dass dabei auch Kirchengebäude und katholische Schulen geschlossen werden müssten. Bisher seien aber noch keine Entscheidungen gefallen. Man müsse schnell handeln, aber es dürfe "keinen blinden Aktionismus" geben. Zudem müssten alle Entscheidungen in einem "verlässlichen Verfahren" mit den Betroffenen zusammen gefällt werden.
Zugleich rief der Erzbischof dazu auf, die Krise auch als neue Chance zu begreifen und sich nicht von Bauten und Strukturen abhängig zu machen: "Wir können auch mit viel weniger gut Kirche sein." Unabhängig davon wünsche er sich auch Unterstützung von außen, ergänzte Heße: "Ich persönlich glaube, dass wir auf Zukunft hin zu einem neuen Finanzausgleich, zu einer Solidarität zwischen den 27 deutschen Bistümern kommen müssen."
Über die Verhältnisse gelebt
Am Montag hatte die Unternehmensberatung Ernst & Young eine Untersuchung über die finanzielle Lage des Erzbistums Hamburg vorgelegt. Darin heißt es, die Diözese habe über ihre Verhältnisse gelebt. Den Angaben zufolge weist die derzeitige Bilanz eine Überschuldung von 79 Millionen Euro auf. Überschuldung bedeutet, dass das Vermögen nicht ausreicht, um die langfristigen Verpflichtungen zu finanzieren.
Laut Bericht schlagen die Berater unverbindlich vor, in den Pfarreien weitere Gebäude aufzugeben sowie Schulen und soziale Einrichtungen zu schließen. Das 1995 gegründete Erzbistum Hamburg ist die jüngste und flächenmäßig größte katholische Diözese in Deutschland. Es umfasst Hamburg, Schleswig-Holstein und den Landesteil Mecklenburg und zählt gut 400.000 Katholiken.