"Gottesbeziehung kann nicht zuerst erlebt, sie will zuerst gelebt werden", so der Erzbischof. Aus eigener Erfahrung sage er jedoch auch: "Wer sich auf Gott einlässt, der wird ihn immer wieder neu suchen müssen."
Bei frühlingshaftem Wetter nahmen einige hundert Menschen an der Messe zum katholischen Hochfest Fronleichnam teil. Mit besonderem Applaus begrüßten sie den frisch ernannten Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers. Erzbischof Koch richtete seinen Gruß an eine der wichtigsten Gruppe, nämlich die der Flüchtlinge und betonte, dass Gott auch im Alltag unter uns sei.
Zu Beginn der Messfeier brachten unterschiedliche Menschen Körbe vor den Altar, um symbolisch die Vielfalt des Hungers darzustellen. Dabei äußerten sie ihre Wünsche und Anliegen: Eine Frau aus Syrien fragte: "Wo finden wir Frieden und Heimat?" Eine andere Teilnehmerin wünschte sich mehr Verständnis zwischen den Konfessionen.
Koch ging in seiner Predigt auf das Motto des diesjährigen Katholikentags ein und wandte sich damit besonders an die Menschen, die nicht den christlichen Glauben teilen. Sie sollen genau hinsehen und hinter die Fassade schauen, um besser verstehen zu können.
Koch: Beziehung zu Gott "eine große Liebesgeschichte"
Der Erzbischof von Berlin sagte weiter, die Beziehung zu Gott sei "eine große Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen, mit Stunden der Erfüllung und des Hungers nach mehr". Er kritisierte, diesseitige Sehnsucht nach mehr Glück, Reichtum, Lust oder Macht führe häufig zu einer Sucht: "Die Armut an Lebenssinn wird zur Gier nach Lebensmitteln, die Armut an Gewissheit zur Gier nach Sicherheit, die Armut an Anerkennung zur Gier nach Beifall."
Ähnliche Auswirkungen habe der Glaube, die Menschen könnten ihren "Hunger nach mehr" selbst stillen. Der Erzbischof nannte hier "verhärtete Herzen, eine entsolidarisierte Ellenbogengesellschaft und Mauern, die Menschen abweisen". Koch beendete seine Predigt mit den Worten: "Seht, da ist der Mensch. Seht, da ist Gott."
Die Kollekte während des Gottesdienstes soll dem Leipziger Verein Straßenkinder zugutekommen, der sich um obdachlose Kinder und Jugendliche "in prekären Verhältnissen" kümmert. Am Abend findet ebenfalls auf dem Augustusplatz ein Nachtgebet "Light of Christ" statt. An fünf Stationen sind Meditationen über die Gegenwart Gottes in der Welt geplant.