Das sei das eigentliche und grundsätzliche Problem Europas. Koch betonte, auch die Kirche trage Verantwortung, einen Beitrag zur Diskussion um die Einigung Europas zu leisten. "Wer sich aus Europa verabschiedet, überlässt es anderen geistigen Strömungen."
Scharf kritisierte Koch die Auseinandersetzungen in Großbritannien vor dem Referendum: Sie seien "sowohl im Stil als auch inhaltlich unangemessen" gewesen. "In den emotionalisierten Diskussionen wurde ein zur Fratze verzerrtes Europa gezeichnet", so Koch. Eine positive Vision eines gemeinsamen Europas hätten auch die Verbleib-Befürworter nicht geboten.
Koch erklärte, Europa sei aufgrund seiner Geschichte und Kultur ein Kontinent geworden, nicht aufgrund geografischer Gegebenheiten. Im Erzbistum Berlin, das an Polen grenzt, spüre er besonders die Verantwortung für den Auf- und Ausbau solider Beziehungen mit den Nachbarländern. Aber auch innerhalb des Erzbistums hätten über 20 Prozent der Katholiken eine andere Muttersprache als Deutsch. Die allermeisten von ihnen kämen aus europäischen Ländern. "Wir merken also, dass Europa bereits viel mehr verflochten ist, als wir oftmals glauben", so Koch.