Erzbischof Koch: Kein schneller Entschluss der Bischöfe zu Familienfragen

Nach "Amoris Laetitia"

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat auf dem Katholikentag in Leipzig Hoffnungen auf eine schnelle Positionierung der deutschen Bischöfe zum Umgang mit Familien und Partnerschaften, die dem katholischen Ideal nicht entsprechen, gedämpft.

Erzbischof Heiner Koch auf dem 100. Katholikentag  / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Heiner Koch auf dem 100. Katholikentag / © Harald Oppitz ( KNA )

"Wir müssen in Ruhe darüber nachdenken", sagte Koch am Freitag beim 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig. Die Mitglieder der katholischen Deutschen Bischofskonferenz seien sich zwar in der Wahrnehmung der Lebensrealität vieler Katholiken einig, nicht aber in deren Bewertung.

Das kritisierte der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Köln, Tim-Oliver Kurzbach, deutlich. Themen wie der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, das Auseinanderklaffen von Lebenswirklichkeit und kirchlicher Lehre und der Umgang mit Homosexuellen seien seit Jahren bekannt. "Es ist an der Zeit, Klartext zu sprechen und zu konkreten Handlungen zu schreiten", sagte Kurzbach, der für die SPD Oberbürgermeister von Solingen ist. Es sei genug geredet worden, sagte der Laienvertreter. Er forderte die deutschen Bischöfe auf: "Ihr habt die Option, zu handeln, dann handelt auch."

Keine allgemeingültige Regelung der deutschen Bischöfe

Kurzbach bezog sich damit auf das päpstliche Schreiben "Amoris laetitia", das Papst Franziskus nach zwei großen Familiensynoden Anfang April veröffentlicht hatte. Papst Franziskus hatte konkrete Vorgaben für eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion vermieden, hatte aber zu mehr Realismus aufgerufen und die Gewissensfreiheit einzelner und der Ortskirchen in den Ländern gestärkt.

Indem er die Gewissensfreiheit stärke, "mutet Papst Franziskus uns etwas zu", sagte Erzbischof Koch, der mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx und Bischof Franz-Josef Bode (Osnabrück) an der vatikanischen Familiensynode teilgenommen hatte. Auch da "stehen wir vor großen Fragen, die wir angehen müssen", sagte Koch.

Eine allgemeingültige Regelung der deutschen Bischöfe zum Beispiel zu wiederverheirateten Geschiedenen soll es nach Kochs Meinung nicht geben: "Ich warne davor, alles rechtlich zu reglementieren." Laienvertreter Kurzbach hingegen forderte "Einheit und Klarheit". Die Entscheidung über den Umgang mit den Gläubigen solle nicht den einzelnen Pfarrern vor Ort überlassen werden, sagte er in einer Diskussionsveranstaltung "Zwischen Lehre und Lebenswelt. Partnerschaft, Ehe, Sexualität nach der Familiensynode" in der Oper in Leipzig.

"Wir sind auf dem Weg"

Für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, das den Katholikentag veranstaltet, nahm die Münsteraner Theologie-Professorin Dorothea Sattler eine Zwischenposition ein. Die Bischöfe sollten in den Regionen geschulte Experten berufen, die mit den Gläubigen in schwierigen Lebenssituationen sprechen könnten. Koch kündigte an, den Vorschlag mit in die Gespräche zu nehmen.

Grundsätzlich schloss sich Sattler der Einschätzung Kochs an, dass derzeit keine Beschlüsse möglich seien. "Die Fragen sind noch nicht beantwortet, wir sind auf dem Weg."

 


Quelle:
epd