"Warum sollte nicht jeder Erwachsene bei der Ausstellung eines Ausweispapiers mit der Frage konfrontiert werden, ob er Organe zu spenden bereit ist oder nicht oder diese Entscheidung derzeit treffen kann oder will", schreibt Koch in einem Montag vorab veröffentlichten Gastbeitrag für die Boulevardzeitung "B.Z.".
"Es gäbe also eine Art Meldepflicht, aber gleichzeitig eine maximale Entscheidungsfreiheit", so der Erzbischof. Diese Lösung hätte zur Folge, dass jeder sich mit dem Pro und Kontra einer Organ- oder Gewebespende auseinandersetzen müsse. "Alle müssten sich, um es mit einem Wort der Bibel zu sagen, 'auf Herz und Nieren prüfen' und dann eine gut begründete Entscheidung treffen."
Widerspruchslösung nicht tragbar
Den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), eine Widerspruchslösung einzuführen und damit die Zahl der Organspender zu erhöhen, lehnt der Erzbischof indes ab: "Wer kein Organspender sein will, braucht niemandem darüber Rechenschaft abzulegen." Er halte die geltende Regelung für richtig: "Eine Organspende kommt nur in Frage, wenn eine explizite Zustimmung des Spenders selber oder seiner Angehörigen vorliegt. Sie trägt der Würde des Menschen Rechnung."
Bei der sogenannten Widerspruchslösung käme nur derjenige, der ausdrücklich widerspricht, nicht als Organspender in Frage, alle anderen schon. Derzeit muss jeder Bürger einer Organspende ausdrücklich im Vorfeld zustimmen. Zugleich mahnte Koch, die Rahmenbedingungen in Krankenhäusern zu verbessern, Transparenz bei der Organvergabe sicherzustellen und Missbrauch entgegenzuwirken, um das verloren gegangene Vertrauen der Menschen wiederzugewinnen.