Der Jerusalemer Patriarchatsleiter, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, hat Fehlentscheidungen und Versagen in wichtigen Bereichen des Patriarchats kritisiert. Dies betreffe etwa die Finanzen und die Administration. "Eine Krise bedroht unser Haus", heißt es in einem am Wochenende veröffentlichten Schreiben Pizzaballas an seine Diözese. Der seit vergangenem Juli als Apostolischer Administrator an der Spitze der lateinischen Katholiken im Heiligen Land stehende Italiener verwies in diesem Zusammenhang auf die vom früheren Patriarchen Fouad Twal eingerichtete Amerikanische Universität Madaba (Jordanien), die das Patriarchat in eine finanziell kritische Situation gebracht habe.
Die Ernennung eines Außenstehenden zum Patriarchatsleiter in der Nachfolge des altersbedingt zurückgetretenen Patriarchen Twal sei "ein Schock für viele" gewesen und habe zu der Schlussfolgerung geführt, dass die Lage nicht gut sei, so Pizzaballa. Er habe seit seiner Amtsübernahme bei Treffen mit Klerikern und Gläubigen sowie bei Besuchen weiter Teile seiner Diözese viel Ermutigendes angetroffen, aber auch "Probleme, die dazu geführt haben, dass ich zum Administrator ernannt wurde bis ein neuer Patriarch ernannt werden kann". Diese Situationen gelte es, "mit Ehrlichkeit, Mut, Bestimmtheit, brüderliche Liebe und natürlich starkem Glauben" anzugehen.
Reformen stehen an
Um die schwierige Lage des Patriarchats ging es laut dem Schreiben auch bei einem Treffen mit dem Diözesanklerus Mitte vergangener Woche. Pizzaballa zeigte sich erfreut über die Bereitschaft, "an diesen Problemen zu arbeiten, der Realität ehrlich zu begegnen und sich mit ganzem Herzen für die notwendigen Schritte einzusetzen", um das Patriarchat zurück auf den richtigen Weg zu führen.
Konkret kündigte Pizzaballa umfassende Reformen unter anderem im Bereich der Administration an. Zudem sei beschlossen worden, noch stärker auf die Pastoral zu fokussieren und weitere diözesane Pastoralbüros einzurichten.